Diese Devise verfolgt das Start-up Landpack. Die Gründer:innen Patricia Eschenlohr und Thomas Maier-Eschenlohr haben lange an der perfekten Alternative für die herkömmlichen Styropor-Verpackungen herumgetüftelt und entwickelten schließlich eine komplett nachhaltige Isolierverpackung. Wie sie das genau geschafft haben und wieso sich ausgerechnet Stroh perfekt eignet, erzählen uns die beiden selbst.
Unsere Vision für nachhaltige Verpackungsmaterialien
„Alle sagten: “Das geht nicht!” Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.“ Dieser Spruch ziert eine unserer Wände in unserem schönen Büro in Alling bei München, weil es irgendwie auch auf Landpack zutrifft.
Ich bin Co-Gründerin Patricia Eschenlohr und war nach meinem Masterabschluss in Business Intelligence and Business Administration in der Unternehmensberatung tätig. Bei einem meiner Projekte ging es um Kühlversand. Schnell wurde mir klar, dass die dabei normalerweise eingesetzten Styroporverpackungen ein enormes Umweltproblem darstellen.
Ich habe das Problem wahrgenommen. Statt zu sagen „Ich kann daran nichts ändern“ habe ich beschlossen, etwas dagegen zu tun. Gemeinsam mit meinem Mann, Dr. Thomas Maier-Eschenlohr, begann ich zu experimentieren. Mit seinem Diplom in Maschinenbau und viel Erfahrung in Research und Development waren er und ich das perfekte Team für dieses Vorhaben. Schließlich stießen wir direkt vor der Haustür auf das perfekte ökologische Isoliermaterial: Stroh. Die Idee für die Landbox war geboren.
Die Herausforderungen und Erfolge
Ein völlig neues Produktionsverfahren musste entwickelt werden, mit dem der Rohstoff ohne Zusatzstoffe verarbeiteten werden kann. 2016 konnte die Landbox dann gelauncht werden und stellte den Kühlversand auf den Kopf. Natürlich ist beim Versand von temperaturempfindlichen Produkten die Einhaltung der Kühlkette enorm wichtig und Versender:innen mussten erst einmal von der Leistung der Landbox überzeugt werden. Eine aufregende Zeit, für die viel Durchhaltevermögen und Risikobereitschaft von Nöten war. Schauen wir heute auf diese Zeit zurück, bereuen wir nichts und sind sehr froh, diesen Schritt gegangen zu sein und auch das Risiko auf uns genommen zu haben. In den letzten sieben Jahren ist die Nachfrage nach unseren ökologischen Isolierverpackungen stetig gewachsen und auch das Team hat Zuwachs bekommen. Unsere Mitarbeiter:innen sind eine internationale Gruppe aus unterschiedlichsten Fachbereichen. Wir setzen uns jeden Tag dafür ein, Styropor zu ersetzen. Auf flache Hierarchien wurde von Anfang an viel Wert gelegt. Der Arbeitsalltag bietet eine Menge Spielraum für kreative Entfaltung. Gemeinsam konnten wir schon tausende Tonnen Styropor ersetzen und sind noch lange nicht fertig.
Die natürliche Herstellung

Die Landbox wird aus Stroh gewonnen, einem Nebenprodukt der Getreideernte. Es steht nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und ist anders als das erdölbasierte Styropor völlig unbedenklich für die Umwelt. Stroh hat von Natur aus eine hervorragende Isolierleistung, Stoßdämpfung und ist feuchtigkeitsregulierend.
Früher wurde es noch sehr vielseitig zum Beispiel in der Häuserdämmung oder für Matratzen verwendet. Mit der Entdeckung der Kunststoffe wurden viele Naturmaterialien nach und nach verdrängt. Dabei kann man nur damit eine echte Kreislaufwirtschaft erreichen.
Rund 30 Prozent des weltweiten Strohvorkommens können ohne ökologische Nachteile für industrielle Zwecke verwendet werden. In Europa sind dies 80 Millionen Tonnen pro Jahr. Ein schier unerschöpflicher Rohstoff. Das Stroh der Landwirte wird besonders energiesparend zur Landbox weiterverarbeitetet. Diese kann nach der Nutzung im Biomüll oder Garten entsorgt werden und wird so automatisch wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt. Stroh ist überall auf der Welt lokal verfügbar. Das Beste: Nur 0,3 Prozent des jährlich anfallenden Strohs könnte Styropor vollständig ersetzen! Keine Müllberge. Keine herumfliegende Styroporkügelchen. Nur reines Stroh, über das sich auch das Blumenbeet oder Haustier freut.
Die Zusammenarbeit mit unseren Kunden
Ökologische Isolierverpackungen (im Bereich E‑Food) waren ein absoluter Nischenmarkt, als wir mit unserem Start-up Landpack begonnen haben. Inzwischen steigt zum einen die Akzeptanz für Kühlversand. Immer mehr Privatkund:innen bestellen zum Beispiel ihre Lebensmittel online. Durch die Corona-Pandemie ist dieser Trend noch einmal deutlich verstärkt worden. Gleichzeitig wurde der Onlineversand auch für kleine Lebensmittelverkäufer:innen eine wichtige Infrastruktur, um den Verkauf aufrecht zu halten. Zum anderen gibt es auch ein immer stärker werdendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Verbraucher:innen wünschen sich nachhaltige Verpackungen. Styropor wird immer weniger akzeptiert. Mit unserm Start-up Landpack haben wir inzwischen mehr als 600 B2B-Kunden. Seit 2019 arbeiten wir sehr erfolgreich mit unserem Vertriebspartner Ratioform zusammen, um auch Kund:innen mit kleiner Abnahmemenge unsere ökologischen Isolierverpackungen anbieten zu können. Aufgrund der stark steigenden Nachfrage konzentrieren wir uns an der Weiterentwicklung und dem Ausbau unserer Fabriken. Was sich auf jeden Fall klar gezeigt hat: Wer einmal auf eine nachhaltige Isolierverpackung umgestellt hat, will nicht mehr zurück zu Styropor. Bei den Endkund:innen sorgt die Verpackung regelmäßig für Begeisterung. Dabei werden die Endkund:innen auch häufig kreativ und verwenden das Stroh auf besondere Art und Weise weiter.
Was die Zukunft für uns bereit hält
Verpackungen sind nur ein kleiner Anteil der Anwendungsbereiche von Styropor. Deshalb möchten wir zukünftig noch umfangreicher Styropor durch Stroh und andere Naturfasern ersetzen. Wir freuen uns darauf noch mehr kreative und kluge Köpfe bei Landpack zu versammeln, um die nächsten großen Projekte umzusetzen. Die Bioökonomie steht ganz am Anfang und Landpack ist vorne dabei. Wir wissen, dass es noch viele große und kleine Probleme in unserer Gesellschaft gibt. Vielleicht hat sich noch keiner getraut, die Lösung anzugehen? Vielleicht ist die richtige Idee noch nicht soweit? Vielleicht fehlt die notwendige Unterstützung aus der Politik und Gesellschaft? Aber wir sind uns sicher, dass es sehr viele Tüftler:innen gibt, die zukünftig solche Lösungen finden und vorantreiben. Dabei handelt es sich bei vielen sicherlich um junge Absolvent:innen, die eine ganz neue Energie auf den Markt bringen und eine hohe Bereitschaft verspüren, den Status Quo nachhaltig zu verändern.
Patricia Eschenlohr
Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Universität Passau, Master in Business Intelligence der Universität Straßburg.
2013 Co-Gründerin der Firma Landpack GmbH, seit 2020 Beiratsmitglied.
Mitglied des Sachverständigenrats Bioökonomie Bayern.
Dr. Thomas Maier-Eschenlohr
Promotion in Maschinenbau an der TU München.
2013 Co-Gründer der Firma Landpack GmbH, seitdem CEO.
Ein weiteres Start-up für nachhaltige Verpackungen, findest du hier 🙂