Nicht nur die Ausgabe von Green Bonds, klimaneutralen Aktien und Öko ETFs machen eine Bank oder ein Finanzinstitut zu einem CO2-neutralen Unternehmen. Für die Betitelung „Nachhaltig“ braucht es schon mehr. Alles beginnt alleine bei dem Grundgedanken der Führungsebene und der Vermittlung der Werte an die Mitarbeiter:innen. Wie genau die UmweltBank den Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie schafft und was sie den Hochschulabsolventen bieten, verrät uns ihr Vorstand Goran Bašić im Interview.
Welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Unternehmen tragen seit jeher Verantwortung für die Gesellschaft und damit für das Gemeinwohl. In der Vergangenheit bestand diese Verantwortung überwiegend in der Schaffung sicherer Arbeitsplätze. Seit einigen Jahren rücken zunehmend Themen wie Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung in den Fokus. Außerdem stehen Unternehmen viel stärker in der Öffentlichkeit. Ob NGO, Politik, Konsument oder junges Nachwuchstalent – die Stakeholder beobachten Firmen heutzutage viel intensiver. Deswegen ist es für Unternehmen wichtig, sich klar zu positionieren und ihre positive Wirkung auf das Gemeinwohl herauszustellen. Verstehen Sie mich da aber nicht falsch, ich halte das ausdrücklich für eine sehr gute Entwicklung. Sie sorgt dafür, dass die Welt besser wird. Nachhaltigkeit in Unternehmen darf allerdings kein Lippenbekenntnis sein. Ein guter Indikator für ihre Wirkung sind die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals (SDGs), sein. Aber auch bei Berücksichtigung der SDGs gilt: Es reicht nicht, nur darüber zu sprechen. Am Ende des Tages müssen sie sinnvoll in die Unternehmenskultur und das Tagesgeschäft eingebunden werden und ihr Erfolg durch Zahlen, Daten Fakten belegbar sein.
Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für die UmweltBank heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Die Welt ein Stück besser zu machen ist der tägliche Anspruch an unsere Arbeit. Die UmweltBank wurde 1997 gegründet, um zu beweisen, dass sich Ökologie und Ökonomie in der Finanzwelt nicht ausschließen. Deswegen ist dieses Thema in der UmweltBank immer präsent. Aber auch wir müssen uns weiterentwickeln, Nachhaltigkeit ist schließlich im Wandel. Ein wichtiges Instrument sind dabei die Arbeitsgruppen der Mitarbeitenden geworden, die sich mit der Erreichung der SDG-Ziele beschäftigen. Diese werden von unserem Nachhaltigkeitsmanagement koordiniert sowie von externen Expertinnen und Experten unterstützt. So kommen wichtige Impulse aus der Mitte der Belegschaft und von außerhalb des Unternehmens.
Im Berufsleben einerseits, und als bekennender Fan des 1.FC Nürnberg andererseits, habe ich schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Ausgleich schenkt mir dann das Reisen– meist mit dem Elektroauto in die Ferienwohnung an der kroatischen Adriaküste– sowie das Wandern, Schwimmen oder Radfahren mit der Familie.
Mein bisheriger Weg:
seit 07/2014 Vorstand der UmweltBank AG
ab 2011 Leiter der Abteilung Projektfinanzierung der UmweltBank
ab 2008 Stellvertretender Abteilungsleiter Projektfinanzierung
ab 1999 Mitarbeiter der Abteilung Projektfinanzierung bei der UmweltBank
ab 1997 Begleitung des Aufbaus einer Geschäftsbank in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina
1997 Abschluss als Diplom-Volkswirt, Universität Erlangen-Nürnberg
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Natürlich ist es gut, dass das Thema wieder mehr in der Öffentlichkeit steht. Gerade in den letzten beiden Jahren hat der Klimaschutz durch die Fridays-for-Future-Bewegung ganz neue Impulse bekommen und dafür bin ich den jungen Menschen sehr dankbar. Gleichzeitig hat sich in der Coronakrise gezeigt, wie schnell wichtige Themen in den Hintergrund geraten. Wir dürfen aber wegen Corona die Klimakrise nicht vergessen. Die gemeinsame Kraftanstrengung zur Bewältigung der Pandemie kann eine gute Blaupause für weitere Herausforderungen sein. Deswegen schaue ich insgesamt optimistisch in die Zukunft.
Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen Ihre Dienstleistungen den Menschen in ihrer Gesundheit und ihrer Bildung wirksam unterstützt oder dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird?
Wir verfolgen im Grunde den Ursprungsgedanken einer Bank. Die Einlagen unserer Kundinnen und Kunden nutzen wir für die Vergabe nachhaltige Kredite. Damit werden Wind- oder Solarparks finanziert oder ökologische Bauprojekte verwirklicht. Dies sind ausnahmslos Zukunftsprojekte, die wiederum einer Vielzahl an Menschen zugutekommen. Aktuell wird mit Geldern der UmweltBank beispielsweise ein Kindergarten in Nürnberg – wo wir ja auch sitzen – gebaut. Die Sparerinnen und Sparer können sich dabei sicher sein, dass wir mit ihrem Geld nicht spekulieren und es ausschließlich in ökologische Projekte investieren. Wir geben dafür unsere Umweltgarantie. Selbstverständlich gelten auch für Wertpapiere und Produkte zur Altersvorsorge, die über unser Haus abgewickelt werden, hohe ökologische Standards.
Gibt es Produkte oder Dienstleistungen, die Sie in der Pipeline haben und die zukünftig einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
Seit kurzem haben wir bereits mit dem UmweltSpektrum Mix einen eigenen Fonds aufgelegt, der in europäische Spitzenunternehmen investiert. Das Besondere: Die Unternehmen orientieren sich wie wir an der Erreichung der SDGs.
Außerdem haben wir bei Barth in Mecklenburg-Vorpommern den ersten förderfreien Solarpark Deutschlands finanziert. Durch die Finanzierung im Rahmen eines Power Purchase Agreement (PPA) werden projektbetreibende Gesellschaften unabhängig von staatlichen Zuschüssen auf Basis des EEG.
In der näheren Zukunft werden wir zudem einen Verbraucherkredit für ökologische Projekte und Anschaffungen auf den Markt bringen. Privatpersonen können damit leichter Teil der Energiewende werden.
Welche Vision von Zukunft können Sie für Hochschulabsolventen entwerfen, die Sie bei Ihrer nachhaltigen Vision begleiten möchten?
Wie eingangs bereits beschrieben, ist der Sinn hinter der Arbeit heute ein zentraler Antrieb für junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die UmweltBank bietet diesen Sinn und alle Abteilungen tragen zum gemeinsamen Ziel einer besseren Welt im Sinne der SDGs bei. Daher setzten wir uns aktiv für nachhaltige Gemeinden, den Ausbau erneuerbarer Energien und den Klimaschutz ein. Um dies zu erreichen wollen wir möglichst viele nachhaltige Projekte umsetzen. Dies geht allerdings nur mit motivierten und gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die hinter dem Konzept der UmweltBank stehen. Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen können dabei über unser Trainee-Programm verschiedene Abteilungen kennenlernen und sich neues Wissen in bankspezifische Themen erarbeiten. Es gibt aber auch die Möglichkeit direkt in der Wunschabteilung zu starten und erlerntes Finanzwissen in die Praxis umzusetzen. Um immer die besten Lösungen bei der Geldanlage und dem Kreditgeschäft zu finden, sind zudem innovative Lösungen gefragt. Absolventinnen und Absolventen können sich daher direkt einbringen und perspektivisch Führungsverantwortung übernehmen.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Für mich ist es wichtig, dass ich jeden Tag mit dem guten Gefühl aus dem Büro gehe. Ich möchte meinen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. Dabei sehe ich mich nicht nur als Banker und Vorstand, sondern auch als Umweltschützer.
Eine Bestätigung dafür erfahre ich in den täglichen Gesprächen mit Kundinnen und Kunden, aber auch mit Mitarbeitenden. Außerdem schaue ich gerne fertige Projekte an. Es ist doch toll zu sehen, wenn ein von uns finanziertes Mehrgenerationenhaus voller Leben ist.
Die Geschichte der UmweltBank begann bereits 1994 mit der Idee eine Bank zu gründen, die Ökologie mit Ökonomie verbindet. Die Idee wurde Wirklichkeit und seither ist die UmweltBank auf Wachstumskurs.
Mit rund 200 Mitarbeiter:innen am Standort Nürnberg arbeitet die Bank für nachhaltigere Geldanlagen, die unsere Zukunft sichern.
Wie geht man bei der UmweltBank miteinander um?
Wir leben bei uns im Haus das System der „Offenen Tür“. Die Kolleginnen und Kollegen können somit ihre Anliegen – so unterschiedlich sie auch sein mögen – direkt an die Vorgesetzten richten. Dies gilt vom Vorstand bis zur Teamleitung. Generell ist es für uns wichtig, dass wir die Belegschaft bei Entscheidungen mit einbeziehen und eine offene Kommunikation pflegen. Deswegen treten wir mit einer größtmöglichen Transparenz auf und fördern den Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen.
Darüber hinaus haben wir im Haus keinen Vertriebsdruck und streben eine ausgeglichene Work-Life-Balance unter den Mitarbeitenden an. Diese können sich neben dem Beruf auch privat zu verwirklichen und die Bank unterstützt sie dabei nach besten Möglichkeiten.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
In zehn Jahren werden wir global auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Wirtschaft sein. Ein ambitioniertes Ziel, aber ich bin sehr optimistisch dies zu erreichen. Damit dies gelingt, müssen allerdings noch dicke Bretter gebohrt werden und einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden. Einen wichtigen Wegweiser zu einer CO2-neutralen Wirtschaft sollte hier die Finanzwirtschaft geben: Das Kapital muss in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Die UmweltBank ist hier Vorreiterin, aber es wäre für alle besser, wenn sich noch mehr diesem Weg anschließen würden – am besten mit Selbstverpflichtungen. Wir müssen aber auch feststellen: In zehn Jahren werden nicht alle Probleme gelöst sein. Doch durch Kreativität und Innovationskraft wurden bereits in der Vergangenheit Probleme gelöst und mit dieser Zuversicht können wir viel erreichen.