Die Gründer von Rebike, Thomas Bernik und Sven Erger haben 2018 mit ihrem nachhaltigen Geschäftsmodell – gebrauchte E‑Bikes über eine eigene Website zu verkaufen – eine Marktlücke gefüllt. Heute haben sie das Programm der Rebike Mobility GmbH unter anderem um ein Abo-Plattform erweitert und arbeiten tatkräftig an der Mobilitätswende mit.
Was war eure Motivation hinter der Firmengründung und welche Meilensteine in der
Entwicklung gab es in eurem Unternehmen seit der Gründung 2018?
Zu der Gründung von Rebike kam es, weil mein Co-Gründer Sven Erger und ich uns intensiv mit der E‑Bike-Branche beschäftigt haben und uns beiden klar war, dass mit der wachsenden Popularität von E‑Bikes auch der Bedarf an gebrauchten E‑Bikes wachsen würde. Gebrauchte E‑Bikes gab es damals aber lediglich über Ebay Kleinanzeigen. So war schnell die Idee geboren, den Wiederverkauf von E‑Bikes zu professionalisieren und eine Plattform für gebrauchte Marken-Elektrofahrräder aufzubauen. Im April wurde die rebike1 GmbH gegründet und am 28. Juni ging die Webseite www.rebike1.de ans Netz. Fünf Stunden später hatten wir unser erstes E‑Bike verkauft. Das Geschäft lief schnell so gut, dass es schwierig wurde, genügend gebrauchte Elektrofahrräder von Privatleuten zu finden. Darum sprachen wir direkt mit den Herstellern und Fachhändlern und kauften deren Vorjahres- oder Messemodelle. Wir kaufen nur E‑Bikes an, die maximal drei Jahre alt sind, überprüfen jedes einzelne auf seinen Zustand und bewerten es nach strengen Kriterien. Anhand dieser, der gefahrenen Kilometer sowie etwaiger Schäden oder Gebrauchsspuren evaluieren wir einen absolut fairen Preis und können unsere E‑Bikes mit einer 2‑Jahres-Garantie auf Motor und Akku häufig bis zu 30 Prozent unter dem Preis eines neuen E‑Bikes anbieten.
Seit April 2019 betreiben wir den größten E‑Bike-Verleih im Allgäu. In den beiden Rebike-Stores in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen können Urlauber und E‑Biker topaktuelle E‑Bike-Modelle tages- oder wochenweise mieten. Seit September 2019 betreiben wir zudem die Abo-Plattform www.ebike-abo.de. Hier können Kunden neue oder neuwertige Elektroräder von Markenherstellern für 3 bis 18 Monate mieten. Die Höhe der monatlichen Miete hängt von dem ausgewählten Modell und der Abo-Laufzeit ab. Sobald die E‑Bikes aus dem Verleih und dem Abo etwa 1.000 bis maximal 2.000 Kilometer gefahren sind, verkaufen wir sie nach einem durch uns entwickelten, standardisierten Refurbishment-Prozess und Qualitätscheck über unser Portal rebike.com an Endkunden.
Es scheint, dass wir mit unserer Idee einen Nerv getroffen haben.
Die E‑Bike Branche erlebte während der Corona Pandemie einen Boom
In der Diskussion um die Elektrifizierung von Mobilität wird oft unterschlagen, dass bei der Produktion etwa eines Autos immer der größte Ressourcenverbrauch stattfindet. Nachhaltig könnte also auch sein, Produkte so lange wie möglich zu nutzen, anstatt in immer kürzeren Intervallen neue Produkte mit letztlich überschaubarem Innovationszuwachs zu erwerben. Ihr selbst hattet zu Beginn den Fokus auf den Handel mit gebrauchten E‑Bikes gelegt, was in dem geschilderten Sinne nachhaltig wäre. Nun setzt Ihr verstärkt auf Euer Mietmodell. Ist man damit nicht in der Gefahr, dass Rad im wahrsten Sinne des Wortes immer schneller zu drehen, weil die Besitzzyklen damit immer kürzer werden?
Das Thema Nachhaltigkeit hat einen enorm wichtigen Stellenwert bei Rebike. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, in der viele Dinge oder Produkte einfach weggeschmissen werden, obwohl sie auch wiederverwertet werden könnten. Unser oben beschriebenes Modell ist äußerst nachhaltig: Wir verlängern den Lebenszyklus eines einzelnen E‑Bikes deutlich, womit wir einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Künftig werden wir auch gebrauchte E‑Bikes wieder in das Abonnement zurückgeben.
Übrigens: Laut Umweltbundesamt sind Elektroräder eine wichtige umwelt- und sozialverträgliche Alternative zum Auto. Sie sind leise und verursachen deutlich weniger CO2-Emissionen, Feinstaub und Stickstoffoxide (NOx) als ein PKW. Für eine Strecke von zehn Kilometern benötigt ein Elektrofahrrad nur etwa so viel Energie, wie man verbraucht, um 0,7 Liter Wasser bei Raumtemperatur zum Kochen zu bringen. Auch die anfallenden Treibhausgasemissionen, die durch Herstellung und Entsorgung der aktuell nahezu ausschließlich verwendeten Lithium-Ionen-Akkus verursacht werden, sind vergleichsweise gering. Das Umweltbundesamt hat berechnet, dass bereits nach durchschnittlich 165 Kilometern, die man mit dem E‑Bike statt mit dem Auto fährt, die CO2-Emissionen des Akkus ausgeglichen sind.
Welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen generell heute und
was bedeutet nachhaltiges Wirtschaften für Euch?
Ich denke tatsächlich, dass jedes Unternehmen auch eine Verantwortung für das Gemeinwohl trägt. Viele Firmen haben inzwischen Nachhaltigkeit und das Schonen von Ressourcen auf ihrer Agenda. Wir von Rebike natürlich auch. Der Begriff Gemeinwohl-Ökonomie geht nach meinem Verständnis noch darüber hinaus. Letztendlich geht es darum, eine neue, ethische Form der Marktwirtschaft zu etablieren, deren Ziel nicht mehr nur die Vermehrung von Kapital, sondern das Wohl aller Menschen ist. Der Erfolg eines Unternehmens würde dann also nicht mehr nur an seinem Finanzgewinn bemessen, sondern auch an Faktoren wie Ressourcenschonung, fairen Löhnen oder dem Mitspracherecht der Mitarbeiter:innen. Ein aus meiner Sicht erstrebenswertes Ziel.
Welche Möglichkeiten bieten sich bei euch an, an ein E‑Bike zu kommen und inwiefern tragt ihr gemeinsam mit euren Kunden dazu bei, Mobilität nachhaltiger zu machen?
Ein E‑Bike über uns zu bekommen, ist sehr einfach. Dazu besucht man entweder die Webseite rebike.com, um ein hochwertiges gebrauchtes E‑Bike mit einer 2‑Jahres-Garantie zu kaufen oder die Webseite ebike-abo.de, um ein Marken-E-Bike für 3 bis 18 Monate zu mieten. Wir machen E‑Bikes für jedermann zugänglich. Einfach und nachhaltig.
Ich möchte das an einem konkreten Beispiel weiter erläutern: Wir Deutschen pendeln im Schnitt rund siebzehn Kilometer täglich zur Arbeit hin und zurück. Die meisten Menschen nutzen ihr Auto dafür. Dabei sind diese knapp zwanzig Kilometer eine ideale Distanz für ein E‑Bike oder ein S‑Pedelec. Besonders für Pendler erbringen S‑Pedelecs einen erheblichen Mehrwert und Zeitersparnis. Mit einer Tretunterstützung von bis zu 45 km/h fährt so ein S‑Pedelec an jedem Stau vorbei und ermöglicht ein bequemes Pendeln einer solchen Strecke und das, ohne die Umwelt zu belasten. Ein Grund, warum wir unser Abo-Angebot seit Anfang des Jahres um S‑Pedelecs der Marke Stromer erweitert haben.
Mobilität wird immer stärker über Plattformen gesteuert, die Zugang zu verschiedenen Nutzungsprofilen bieten. Ist für euch auch eine Überlegung, euch in Netzwerke zu integrieren, die sich anbieten würden, das Abo von Fahrzeugen mit dem Abo von E‑Bikes zu verbinden?
Tatsächlich haben wir im Juni 2021 bekannt gegeben, dass wir eine Kooperation mit der Kölner Fleetpool Group geschlossen haben. Fleetpool ist Marktführer im Bereich volldigitaler Auto-Abos. Durch unsere strategische Partnerschaft kommen Abo-Kund:innnen der Fleetpool-Marke eazycars zu Vorzugskonditionen an ein E‑Bike-Abo. Wer sich als eazycar-Kund:in zusätzlich zum Auto-Abo für ein E‑Bike-Abo entscheidet, profitiert zudem von zahlreichen Vorteilen. So kann für das Auto eine niedrigere Kilometerpauschale gewählt werden, da das E‑Bike einen Teil des Mobilitätsbedarfs abdeckt. Für die Sommermonate können eazybikes-Kund:innen die kurzen Laufzeitangebote von drei oder sechs Monaten nutzen, während sie im Winter voll auf den eazycars-Pkw setzen – so lassen sich gezielt Kosten sparen. Mit diesem Angebot sind Fleetpool und Rebike Pioniere in Deutschland.
Wie wichtig ist es euch persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Es ist völlig klar, dass Arbeit heutzutage sinnstiftend sein muss. Zahlreiche Umfragen belegen, dass Jobsuchende heute deutlich mehr erwarten als nur ein gutes Gehalt. Sie suchen eine sinnvolle Beschäftigung. Das gilt insbesondere für die Generation Y – also die heute 35- bis 45-Jährigen. Für die meisten Arbeitnehmer aus dieser Generation ist die Sinnhaftigkeit der Arbeit viel wichtiger als das Gehalt. Das ist natürlich auch für uns als Arbeitgeber eine wichtige Erkenntnis. Darum bieten wir bei Rebike attraktive Jobs, die nachhaltig, erfüllend und sinnvoll sind. Alle Kolleg:innen bei Rebike verbindet die Begeisterung für das Radfahren und natürlich für E‑Bikes. Je mehr Menschen E‑Bike fahren und so die Straßen entlasten und die CO2-Emission verringern, desto besser für uns alle. Wenn wir durch unser Angebot Menschen dazu ermutigen können, das Auto mal stehen zu lassen, macht uns das glücklich und auch ein klein wenig stolz. Jeder Kilometer mit dem E‑Bike und jeder frei gewordene Parkplatz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Vorstellung motiviert uns alle bei Rebike jeden Tag.
Wie sollte die Mobilität der Welt in 10 Jahren aussehen und was werden die größten
Herausforderungen auf diesem Weg sein?
Fakt ist: Menschen haben den Wunsch nach Mobilität. Heute, in zehn Jahren und das wird mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch noch in 100 Jahren so sein. Es ist aber offensichtlich, dass wir nicht einfach so weitermachen können und die Mobilitätswende vorangetrieben werden muss. Das bedeutet unter anderem, dass der Verkehr und unsere Mobilität auf nachhaltige Energieträger umgestellt werden müssen.
Der Mobilitätswandel wird auch durch die zunehmende Digitalisierung und die Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht. Schon heute kann fast zu jeder Zeit und an jedem größeren Ort mittels App ein Rad, ein E‑Roller oder auch ein E‑Auto gemietet werden. Diese Entwicklung ist positiv, doch letztendlich verhilft nur ein entschlossenes politischen Handeln dem Potenzial der Mobilitätswende zur vollen Entfaltung. Eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach bezüglich der Mobilitätsbedürfnisse der Deutschen aus dem Jahr 2019 belegt, dass die Mehrheit der Deutschen einen Veränderungsbedarf in Sachen Mobilität und Verkehr sieht und dafür bereit ist, die eigene, individuelle Mobilität zu verändern.
Es gibt bereits heute ein Bedürfnis nach einer Mobilitätsform, die umweltfreundlich, sicher, zuverlässig, individuell und nachhaltig ist. Als Lösung für dieses Bedürfnis wird zunehmend der Bereich der Elektromobilität gesehen. Neben dem E‑Auto wächst insbesondere das Interesse am Thema E‑Bike. Eine paneuropäische Studie aus 2020 von Shimano mit über 13.000 Befragten aus elf Ländern zeigt, dass circa ein Viertel der Europäer entweder bereits ein E‑Bike besitzt oder beabsichtigt, eines zu kaufen. Die Hauptgründe für die Nutzung eines E‑Bikes sind für die befragten Deutschen, die Möglichkeit längere Distanzen zu fahren, die Verbesserung der Fitness sowie die geringere Anstrengung beim E‑Bikefahren im Gegensatz zum normalen Fahrradfahren. Die E‑Bike Umfrage der Stiftung Warentest aus dem Frühjahr 2020 an der mehr als 10.000 Deutsche teilnahmen, nennt zusätzlich den Spaß am E‑Bike-Fahren und den Wunsch nach mehr Bewegung im Alltag als Hauptgründe. 84 Prozent der Befragten der Stiftung Warentest gaben an, durch das Elektrorad mehr mit dem Rad unterwegs zu sein, als vorher mit einem normalen Rad. Wir sehen also weiterhin ein enormes Wachstumspotenzial für das E‑Bike.
Thomas Bernik ist ein erfahrener und erfolgreicher Serial Entrepreneur und Investor verschiedener Medien‑, Handels- sowie Internetunternehmen. Er hat Volkswirtschaftslehre in Konstanz und in den USA studiert und gründete seine erste Firma bereits während der Schulzeit. Thomas verantwortet die Bereiche Finanzen, Investor Relations, Personal und Business Development.