Das Telekommunikationsunternehmen Telefónica Deutschland mit der Kernmarke O2 und deutschlandweit rund 8.200 Mitarbeiter:innen bietet Telekommunikationsdienste für Privat- und Geschäftskunden sowie innovative digitale Produkte und Services im Bereich Internet der Dinge und Datenanalyse an. Seit über 15 Jahren veröffentlicht das Unternehmen einen Corporate Responsibility Report. Mit dem neuen Responsible Business Plan 2025 als Steuerungsinstrument für das CR-Engagement und dem Nachhaltigkeitsleitbild „Let’s Keep the Planet Blue“ von O2 ist Nachhaltigkeit so tief in den Geschäftsprozessen verankert wie niemals zuvor. Wir haben mit Valentina Daiber, Vorstandsmitglied von Télefonica Deutschland, über Digitalisierung, den Klimawandel und Nachhaltigkeit gesprochen. Wie hängt alles zusammen? Was meint Frau Daiber, wenn sie von der Demokratisierung des Zugang zu einer nachhaltigen digitalen Zukunft spricht?
Frau Daiber, welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Es ist relevanter denn je, dass Unternehmen nachhaltig wirtschaften, zu Klimazielen beitragen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Dies trägt zum Unternehmenserfolg bei und Unternehmen, die das beherzigen, können auf diesem Weg bereits zum Wohle aller handeln. Was dem Gemeinwohl im Detail dient, ist von Branche zu Branche sowie Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Für Telefónica Deutschland / O2 bedeutet dies, die digitale Infrastruktur auszubauen und damit einen Beitrag zum Ziel der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu leisten und Menschen zu befähigen, damit umzugehen.
Wie wichtig das für das Gemeinwohl ist, zeigt sich gerade in der COVID19-Krise, in der unser Unternehmen mit verfügbaren, stabilen und schnellen Netzen und Services seiner Systemrelevanz gerecht wird. Unternehmen, die schon weitgehend digitalisiert sind, kommen besser durch die Krise. Arbeitnehmer, die einen stabilen, schnellen Netzzugang haben, können sehr gut im Homeoffice arbeiten. Schüler, deren Familien sich geeignete Endgeräte leisten können und die beim digitalen Lernen von ihnen unterstützt werden, kommen mit dem Home Schooling relativ gut zurecht. Wer aber schon vor der Pandemie dem Digitalen nicht gewachsen war, der ist jetzt umso mehr von der digitalen und damit sozialen Kluft bedroht. Es ist eine Frage des Gemeinwohls, diese Kluft zu schließen.
Telefónica Deutschland wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Ihr Haus heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Vor über 15 Jahren war ich die erste Nachhaltigkeitsmanagerin bei Telefónica Deutschland und somit quasi der Startpunkt für den Nachhaltigkeitspfad. Unser erster CR-Report bezog sich auf das Berichtsjahr 2005. Seinerzeit standen einzelne Aktivitäten im Fokus. Beispielsweise Initiativen, bei denen wir jungen Menschen auf unterhaltsame Weise Medienkompetenz vermittelt haben. Diverse Volunteering-Aktivitäten, unser Handy-Recycling-Programm und das Umweltmanagement. Fokus und Ausgestaltung hingen damals sehr von einzelnen Personen, die sich dafür verantwortlich zeigten, ab.
Mit unserem Börsengang im Jahr 2012 und dem Merger mit E‑Plus im Jahr 2014 kamen unter anderem Anforderungen an ein umfangreicheres CR-Reporting hinzu. Um dem gerecht zu werden, haben wir 2016 unseren ersten Responsible Business Plan als Steuerungsinstrument aufgestellt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt verfolgen wir unsere Ziele systematisch, eng verknüpft mit unserer Unternehmensstrategie und gemeinsam mit den Mitarbeitenden aller Unternehmensbereiche. Unsere Nachhaltigkeitsziele für das Jahr 2020, die wir uns 2016 gesetzt hatten, haben wir so erreicht und sogar übererfüllt. Im Fokus standen dabei unter anderem der Einkauf von 100 Prozent Grünstrom seit 2016, die Energieeffizienz unserer Netze und soziale Themen wie die Förderung digitaler Kompetenzen bei Jugendlichen und Senioren. Wir haben beispielsweise in diesem Zeitraum unseren CO2-Ausstoß um rund 40 Prozent und den Stromverbrauch pro Byte um rund 70 Prozent gesenkt. Belohnt wurden die Initiativen gerade im Jahr 2020 mit einigen Nachhaltigkeitsauszeichnungen, wie dem B.A.U.M. Umweltpreis.
Valentina Daiber ist seit dem 01.08.2017 Vorstand Recht & Corporate Affairs der Telefónica Deutschland. In dieser Funktion verantwortet sie die Bereiche Recht, Compliance, Corporate Security und Datenschutz, sowie die Regulierungsarbeit des Unternehmens, die Beziehungen zu Behörden und Regierungsstellen, die Public Affairs und den Bereich Corporate Responsibility. Zudem führt sie die Hauptstadtrepräsentanz von Telefónica und das BASECAMP in Berlin.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Ich sehe die Fortschritte. In den 80er Jahren habe ich als Teenager die Diskussionen um das Waldsterben erlebt. Die Begrenzung des Schwefeldioxid-Ausstoßes aus Fabrikanlagen und die Einführung von Katalysatoren für Autos waren mir sehr präsent. Ich habe über die Jahrzehnte erlebt, wie Die Grünen sich als politische Partei etabliert haben. Und wie andere Parteien grüne Standpunkte in ihr Programm aufgenommen haben. Ich bin beeindruckt, welchen Einfluss die „Fridays for Future“- Bewegung innerhalb kurzer Zeit gewonnen hat.
Der Klimawandel bedroht unsere Lebensgrundlage und wir müssen ihn stoppen. Ich bin sehr erleichtert, dass wir dies über die COVID-19 Krise nicht vergessen haben. Im Gegenteil, wir haben sogar in ersten Ansätzen gesehen, wie wir beispielsweise dank Digitalisierung und Homeoffice die Umwelt entlasten können. Deutschland hat alle Chancen, seine Klimaziele zu erreichen. Die Gesellschaft fordert den Kampf gegen den Klimawandel. Unternehmen setzen sich ambitionierte Ziele, um in den kommenden Jahren klimaneutral zu werden. Und die Politik fördert Nachhaltigkeitsthemen. Aber die Welt ist eben kein Schnellboot, das wir mal eben so umlenken können. Wir sitzen in einem großen Schiff. Wir müssen viele Menschen, Errungenschaften und Besitztümer mitnehmen. Auch wenn ich im Alltag oft denke, dass es doch schneller und besser gehen muss, so hilft mir der Blick auf das große Ganze zu erkennen, dass wir das Schiff – um bei dem Bild zu bleiben – gut ausgerichtet haben und Fahrt aufnehmen können.
Wir fragten konkret nach Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Ihr Unternehmen zutrifft?
Mit unserem Netz, unseren Produkten und Dienstleistungen demokratisieren wir den Zugang zu einer nachhaltigen digitalen Zukunft, um den Alltag für alle Menschen besser zu machen. Wir sorgen für einen schnellen, sicheren und bezahlbaren Zugang zur Digitalisierung. Und das ist wichtig für unsere Gesellschaft. Denn ohne digitale Technologien können Unternehmen nicht erfolgreich wirtschaften, Menschen nicht virtuell Zusammenarbeiten und Lernen oder einfach stets verbunden bleiben. Und auch unsere Klimaziele bleiben ohne das Digitale unerreichbar. Allein mit einer beschleunigten Digitalisierung kann Deutschland bereits die Hälfte seiner Klimaziele bis 2030 erreichen. Die Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit erleben wir täglich in unserem Geschäft. Unternehmen und Menschen nutzen unser Netz als Trampolin für nachhaltige Geschäftsmodelle und Anwendungen: für das Gelingen der Energiewende, für smarte Mobilitätskonzepte und Städte sowie vernetzte Fabriken, die helfen, Treibhausgasemissionen zu senken.
Telefónica Deutschland ist mit über 44 Millionen Mobilfunkanschlüssen und 2,4 Millionen Breitbandanschlüssen einer der führenden integrierten Telekommunikationsanbieter in Deutschland. Wir bieten Mobil- und Festnetzdienste für Privat- und Geschäftskunden sowie innovative digitale Lösungen auf Basis unserer Infrastruktur und der Analyse von Mobilfunkdaten.
Gibt es Dinge (Produkte und Dienstleistungen), die Sie in der Pipeline haben und die (zukünftig) einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
In unserem Responsible Business Plan 2025 haben wir gerade 76 Maßnahmen definiert, mit denen wir unserer Unternehmensverantwortung gerecht werden. Im Rahmen des 5‑Jahres-Plan wollen wir spätestens 2025 mit dem grünsten Netz klimaneutral sein, die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit stärken und allen Generationen die sichere Teilhabe am digitalen Leben ermöglichen. Zu den Maßnahmen zählen auch zahlreiche Produkte und Dienstleistungen, die der Nachhaltigkeit und dem Gemeinwohl dienen; beispielsweise die neueste Mobilfunktechnologie 5G. 5G verbraucht bis zu 90 Prozent weniger Strom pro Byte als Vorgängergenerationen. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um die Digitalisierung umweltschonend voranzutreiben. Eine weitere Dienstleistung im Sinne des Gemeinwohls sind Analysen anonymisierter Mobilfunkdaten, auf deren Basis sich etwa Bewegungsströme berechnen lassen. Diese geben beispielsweise wichtige Erkenntnisse für eine umweltschonende Verkehrsplanung. Verkehrsströme werden besser gelenkt und reduziert. Oder ganz aktuell: In Pandemiezeiten erkennt das Robert-Koch Institut anhand dieser Daten, ob sich die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auch in der Mobilität der Menschen widerspiegelt.
Aber auch Endkunden profitieren direkt von Produkten und Dienstleistungen, die noch weiter an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ausgerichtet werden. So hat unsere Kernmarke O2 vor wenigen Wochen das Nachhaltigkeitsleitbild „Let’s Keep the Planet Blue“ veröffentlicht. Das Leitbild fasst unser gesamtes Angebot an umweltschonenden Produkten und Services zusammen. Dazu gehören beispielsweise das Angebot nachhaltiger Endgeräte, die Endgeräte-Bewertung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten durch den EcoIndex, unser mit Grünstrom betriebenes Netz, das Handyrecycling zugunsten des Naturschutzbund Deutschlands und – ganz neu – das Handyankauf-Programm zur Wiedervermarktung gebrauchter Geräte.
Für Berufseinsteiger ist die Frage, wie sinnstiftend sie in ihrem Beruf arbeiten können, eine ganz zentrale. Welche Vision von Zukunft können Sie für diejenigen entwerfen, die Sie dabei begleiten möchten?
Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Wer mit uns arbeitet kann von sich sagen: „Ich mache mich gegen den Klimawandel und gegen die Spaltung unserer Gesellschaft stark. Denn ich arbeite für ein Unternehmen, das den Zugang zu einer nachhaltigen digitalen Zukunft demokratisiert und so den Alltag für alle Menschen besser macht.” Mitarbeitende in der Produktentwicklung beschäftigen sich unter anderem mit Möglichkeiten, den Mobilfunk für jeden Kunden bezahlbar zu machen. Wer als Techniker:in am Netzausbau mitwirkt, leistet einen Beitrag, alle Menschen ans Digitale anzuschließen. Wer als Jurist:in gegen kostspielige Frequenzauktionen und für Verbraucherrechte kämpft, der macht sich stark für die Beschleunigung der Digitalisierung. Wer die Berufung als Data Analyst oder Data Scientist findet, kann beispielsweise Daten und Zahlen sinnstiftend für Mobilitätsanalysen aufbereiten.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand
Valentina Deiber
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Eine Arbeit, die keinen Sinn stiftet, könnte ich nicht dauerhaft übernehmen. Das haben mir schon meine Eltern mitgegeben: ‚Strebe nach Sinn in deinem Tun und glaube an dich‘. Tatsächlich habe ich das Glück, dass ich noch nie am Sinn meiner Tätigkeit gezweifelt habe. Das ist sicherlich der wichtigste Grund, warum ich seit 22 Jahren im gleichen Unternehmen arbeite. Sinn in meiner Arbeit zu sehen, gibt mir die Basis, erfolgreich zu sein und der Erfolg wiederum hilft mir, noch mehr für das Gemeinwohl zu tun.
Neben meiner Arbeit als Vorständin für Telefónica Deutschland engagiere ich mich in den Vorständen verschiedener Organisationen, die sich mit dem Ausbau, der Nutzung und den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft beschäftigen. Dort kann ich mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen einen wertvollen Beitrag leisten. Gleichzeitig hilft meine Unternehmensposition, mir Gehör zu verschaffen sowie gesellschaftlich und politisch etwas zu bewegen. So mache ich mich beispielsweise für den chancengleichen Zugang aller Menschen zu digitalen Technologien stark. Jeder Teilerfolg und jedes positive Feedback auf diesem Weg zeigen mir, dass ich genau da bin, wo ich sein möchte.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man in Ihrem Unternehmen miteinander um?
Wir bauen im Unternehmen vor allem auf drei Grundwerten auf: Integrität, Verlässlichkeit und Transparenz. Das sind unerlässliche Voraussetzungen für eine effektive Teamarbeit. Für jede:n einzelnen ist es dabei wichtig, sich in das Team einbringen zu können. Dazu benötigen die Mitarbeitenden die richtigen Fähigkeiten, Kompetenzen und Arbeitsmittel. Denn die wiederum geben die notwendige Sicherheit, um auch im Team mal voranzugehen, etwas auszuprobieren und dabei auch die Gefahr einzugehen, Fehler zu machen. Ich sage immer: ‚Lieber mal in die scheinbar falsche Richtung laufen, als gar nicht zu starten‘.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Für die Welt erhoffe ich mir sichtbare Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel. Dazu müssen alle Nationen und Unternehmen an ihrer Klimaneutralität arbeiten. Telefónica Deutschland / O2 zahlt mit der angestrebten Klimaneutralität im Jahr 2025 und den Programmen zur Ressourcenschonung auf 9 der 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die SDGs, ein. Den Weg müssen alle Unternehmen einschlagen. Insbesondere mit Blick auf mein Hauptwirkungsfeld, Deutschland, hoffe ich, dass spätestens in 10 Jahren alle Menschen, Unternehmen, Behörden, Bildungs- und Gesundheitswesen befähigt sind, von der digitalen Infrastruktur zu profitieren. Der Zugang muss – via Mobilfunk und Festnetz – schnell, stabil, sicher und überall möglich sein. So fördern wir Wohlstand und überwinden digitale Kluften. Spätestens ab diesem Zeitpunkt können wir dann auch das volle Potential, das in der Digitalisierung zur Erreichung der Klimaziele liegt, heben.
Die Weichen dazu sind gestellt. Die COVID-19 Krise hat zu einem Digitalisierungsschub und einer viel größeren Akzeptanz für das Digitale geführt. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen dieses Jahrzehnt der Digitalisierung nun zum Jahrzehnt des allgemeinen Wohlstands, des Klimaschutzes und der sozialen Gerechtigkeit machen. Unternehmen wie Telefónica übernehmen global und lokal Verantwortung. Wir bauen die digitale Infrastruktur mit Hochdruck aus und engagieren uns für die digitalen Fähigkeiten der Menschen. Diesen Weg müssen wir jetzt konsequent weitergehen.