Man sieht sie immer öfter – Produkte der Marke share. Ob beim täglichen Einkauf im Supermarkt, beim Bezahltresen an der Tankstelle oder in der Drogerie. Aber was steckt dahinter? Share hat es sich zur Aufgabe gemacht sozialen Nutzen durch Konsum zu schaffen und das nicht zu knapp! Die breite Produktpalette bietet unterschiedlichste Produkte – von der Zahnbürste bis zur Hafermilch. In einem Interview erzählt share CEO Dr. Sebastian Stricker mehr zu den Unternehmensambitionen und was sich sonst noch hinter der Marke share verbirgt erfahrt Ihr hier.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird.
Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für share ganz besonders zutrifft?
Es ist ein wenig schwierig, dies auf einzelne Bereiche von share herunterzubrechen, denn share wurde nicht als Unternehmen mit einer Vision gegründet. Wir verstehen uns als eine Vision, für die wir ein Unternehmen gegründet haben, um diese zu verwirklichen.
Das läuft bei uns so: das, was unsere Kund:innen sich zum Leben kaufen, teilen wir mit jemandem, der es zum Leben braucht. So unterstützt jedes verkaufte share Produkt eines unserer weltweiten sozialen Projekte. Mittlerweile bieten wir über 100 verschiedene solcher Produkte an: z.B. Riegel, die Mahlzeiten spenden, Getränke, die Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen, Schreibwaren, die Unterrichtsstunden ermöglichen, und vieles mehr.
Diese Hilfeleistungen sind bei uns gemäß unserem Gründungsvertrag ganz bewusst an den Umsatz und nicht den Gewinn gekoppelt: wir müssten also auch dann spenden, wenn wir dabei Verlust machen. Allgemein ist unser wichtigster KPI, nach dem wir über alle Abteilungen hinweg unser Handeln ausrichten, die Maximierung von Social Impact. Auch unsere Investoren messen uns an unserem Impact, nicht etwa unserem Gewinn. Bisher konnten so schon 80 Millionen Hilfeleistungen durch unsere sozialen Projekte finanzieren. Bis 2025 sollen es 1 Milliarde werden.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Ich schaue durchaus optimistisch in die Zukunft! Vor allem weil es immer mehr soziale und nachhaltige Startups gibt, die in der Masse bereits ein deutliches Gewicht in unserer Wirtschaft bilden. Natürlich gibt es nach wie vor auch Unternehmen, bei denen Nachhaltigkeit mehr Schein als Sein ist, allerdings bin ich überzeugt, dass langfristig nur die Unternehmen bestehen werden, die es auch wirklich ernst meinen mit ihrem Impact.
Natürlich gibt es nach wie vor Bereiche mit dringendem Handlungsbedarf, die weltweit im Ungleichgewicht sind. Bildung oder beispielsweise Kleidung gehören dazu. Hier knüpfen wir derzeit bereits an, um mit weiteren Produktkategorien unseren sozialen Impact zu steigern. Neben unserem saisonalen Fashionprojekt haben wir beispielsweise auch Schreibwaren ins Sortiment aufgenommen, die Bildung spenden. Außerdem bieten wir in exklusiver Zusammenarbeit mit Mister Spex nun auch eine Brillenkollektion, von der jedes verkaufte Modell eine Brille an einen anderen Menschen spendet. Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt und wir sind fest entschlossen sozialen Konsum zur Normalität werden zu lassen.
Nachhaltigkeit muss in 2022 ganzheitlicher gedacht werden: wenn wir strikt in ökologische Nachhaltigkeit und die Bekämpfung von sozialer Ungleichheit unterscheiden, kommen wir als Gesellschaft nur schleppend voran. Ich wünsche mir daher, dass wir dieses Jahr nutzen, um uns zu vernetzen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Laut unserer Umfrage in Kooperation mit Appinio gaben 61% der Deutschen an, dass sie zukünftig Marken boykottieren wollen, die keinen Social Impact bieten — es ist also für alle Wirtschaftsakteure höchste Zeit, dies ernst zu nehmen.
Sozial – nicht nur nach außen sondern auch nach innen
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei share miteinander um?
Als zertifiziertes B‑Corp ist das Kredo “One Team, One Mission” bei uns besonders wichtig und ausgeprägt: nicht zuletzt, weil im Prinzip alle der mittlerweile 100 Sharies sich bei uns beworben haben, um die gemeinsame Vision eines sozialen Konsums voranzutreiben. Die Mission steht also schon im Einstellungsprozess an vorderster Stelle. Dieses Feuer und Leidenschaft die Welt signifikant besser machen zu wollen, zeichnet uns alle aus und ist in der Kultur täglich spürbar.
Mit Leidenschaft allein ist es allerdings noch nicht getan. Wenn man für eine Mission arbeitet, die größer ist als das eigene Unternehmen, kann es schnell passieren, dass man über seine Grenzen geht. Um dem vorzubeugen und eine gesunde Kultur zu bewahren, haben wir beispielsweise Resilienz- und Anti-Stress-Trainings, regelmäßige Umfragen und die Möglichkeit der Nutzung von Mental Health Services eingeführt.
Uns ist es besonders wichtig alle Sharies als Individuen zu betrachten und behandeln, um ihre Stärken somit zu funktionierenden Teams zusammen zu bringen. Somit können auch gezielte Trainings angeboten und auf Lebensumstände individuell eingegangen werden.
Was uns neben unseren 8 Bürohunden außerdem noch auszeichnet sind faire und transparente Gehaltsstrukturen, New Work Methoden wie flexible Arbeitszeiten und hybrides Arbeiten (Home Office & Büro), wöchentliche Meetings mit der ganzen Company mit wechselnden Insights in jeden Bereich der Firma und Team Events. Da wir Sharies aus über 14 Nationalitäten bei uns haben, bieten wir außerdem Sprachunterricht, um die Verständigung zu fördern.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss? (… und an welchen Stellen erfahren Sie Bestätigung dafür, genau dort zu sein, wo sie sein möchten).
Einen großen Einfluss auf meinen Werdegang hatte u.a. Viktor Frankl: nach ihm suchen alle Menschen in ihrem Leben vor allem nach einem Sinn, wobei dieser individuell definiert wird. Für mich bedeutet das zweierlei: Versuchen die Welt ein Stück besser zu machen, und so viel Zeit wie möglich mit Menschen zu verbringen, die ich liebe (und die mich hoffentlich zurücklieben).
Zum Thema die Welt ein Stück besser machen: Wenn man sich die Sustainable Development Goals ansieht, müssen wir feststellen, dass aktuell über 71 Millionen Menschen von extremer Armut betroffen sind, was hinsichtlich der Erreichung der Ziele ein Rückschritt ist. Für mich stellt sich daher überhaupt nicht die Frage, ob ich meine Zeit auf Erden anders nutzen möchte, als damit gegen solche Missstände vorzugehen.
Nachdem ich u.a. bei der Boston Consulting Group, der Clinton Stiftung und dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen tätig war, hat mich der berühmte Gründergeist gepackt: ich wollte unbedingt etwas verändern. Nach dem tollen Erfolg und der positiven Resonanz zu ShareTheMeal war es für mich klar, dass ich diesen Weg weitergehen würde; Zweifel gab es da eigentlich keine, denn dafür war und ist mir die Vision hinter share, die Kraft des Konsums gegen die großen sozialen Probleme in der Welt zu nutzen, einfach zu wichtig.
Die App ShareTheMeal aufzubauen war dabei ein Wendepunkt in meiner Karriere. Viele kennen sicherlich das Gefühl der Unsicherheit, ob man mit seiner aktuellen Tätigkeit seine Zeit auf Erden wirklich optimal nutzt. Seit dem Moment der Gründung von ShareTheMeal hatte sich diese Frage für mich beantwortet — ich habe nur ein Leben und ich will es bestmöglich nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das Bewusstsein am Ende eines Arbeitstages, dass u.a. durch meine Tätigkeit an diesem Tag Menschen eine Mahlzeit ermöglicht wurde, die für sie andernfalls nicht zugänglich gewesen wäre, kann man mit dem Wort “Motivation” eigentlich gar nicht mehr beschreiben. Und so war es für mich naheliegend, die Idee hinter der App (jede Mahlzeit ermöglicht einer anderen Person eine weitere Mahlzeit) mit share auszubauen, um noch mehr Impact zu generieren.
“Wenn es nach mir geht, dann werden in 10 Jahren Impact Brands nicht mehr länger die Ausnahme, sondern die Regel sein.”
Dr. Sebastian Stricker
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Schon heute belegen verschiedene Studien, dass 8 von 10 Deutsche von Unternehmen erwarten, dass sie gesellschaftliche Probleme lösen. Daher denke ich, dass in 10 Jahren Unternehmen dann nicht mehr nur einen Teil ihrer Gewinne gemeinnützigen Zwecken spenden, sondern dass sie ihr Geschäftsmodell grundlegend anpassen müssen. Für uns als Gesellschaft ist es unausweichlich, dass wir uns darüber verständigen, wie wir die Wirtschaft als Ganzes gestalten wollen, damit sie der Menschheit nachhaltig Gutes tut. Für mich heißt das, dass Unternehmen nicht nur Etwas an die Gesellschaft zurückgeben, sondern dass ihr Handeln als Ganzes derart angepasst wird, dass sie einen positiven Impact für die Gesellschaft kreieren.
In den letzten Jahren wurden in den verschiedensten Bereichen viele beeindruckende Unternehmen gegründet, deren Geschäftsmodell nicht mehr ausschließlich nur auf Profitmaximierung ausgelegt ist, sondern zusätzlich auf dem Kreieren eines positiven gesellschaftlichen Impacts basiert. Wenn es nach mir geht, dann werden in 10 Jahren Impact Brands nicht mehr länger die Ausnahme, sondern die Regel sein. Nicht nur, weil Konsument:innen dies zunehmend verlangen. Sondern auch, weil sich etwas Gutes tun und Wirtschaftlichkeit keinesfalls ausschließen, weshalb das Modell des Sozialunternehmertums auch zunehmend lukrativ wird.
Innovation ist immer möglich und angesichts der humanitären und klimatischen Lage, mit der wir uns derzeit konfrontiert sehen, auch unausweichlich. Ich bin fest überzeugt, dass in 10 Jahren Sozialunternehmen nicht mehr als idealistische Startups beäugt werden, sondern sich auf die Masse der Wirtschaft ausweiten und zunehmend wichtige Impulse zur gesellschaftlichen Transformation bieten werden. Und dies Branchenübergreifend: angefangen bei Konsumgütern, über grünes Banking, soziale Mode bis hin zum Versicherungswesen.
Gründer und Geschäftsführer Dr. Sebastian Stricker hat nach seinem Magisterstudium an der Wirtschaftsuni Wien und der Promotion im Fach Politikwissenschaft in der Unternehmensberatung und der Entwicklungszusammenarbeit beide Welten zu share verbunden – um es Menschen so einfach wie möglich zu machen, sozialen Impact zu generieren.