Darüber, dass Nachhaltigkeit kein Nischenthema mehr ist und immer mehr in das Bewusstsein von – vor allem jungen – Menschen rückt, freut sich Michael Brenner, CFO der Weleda AG. Warum er optimistisch in die Zukunft blickt, verrät er uns im Interview.
Weleda gibt es bereits seit 1921, als Naturkosmetik-Produkte noch sehr exotisch waren. Weleda ist damit zwar sicher ein Visionär, aber sorgt der Boom in der nachhaltigen Schönheitspflege der letzten Jahre auch dafür, dass es schwieriger für Sie wird, sich zu differenzieren?
Als Weleda vor 100 Jahren gegründet wurde, gab es den Begriff Naturkosmetik noch gar nicht, wir haben uns in einer Nische bewegt. Über die Jahre hinweg ist das Bewusstsein der Konsument:innen gewachsen und damit auch die Ansprüche. Es wird viel mit Natürlichkeit und Nachhaltigkeit geworben und man muss schon sehr gut informiert sein, um zu verstehen, wie belastbar solche Angaben sind. Leider gibt es bis heute keine gesetzliche Regelung, was unter Naturkosmetik zu verstehen ist. Daher setzt sich Weleda als Gründungsmitglied des Naturkosmetik-Labels NATRUE stark für klare Regeln und hohe Transparenz ein.
Grundsätzlich begrüßen wir die Entwicklung hin zu natürlicheren und nachhaltigeren Produkten, denn es ist unser Ziel, zu einer besseren, nachhaltigeren Welt beizutragen. Deshalb ist es wünschenswert, dass möglichst viele Unternehmen am gleichen Strang ziehen. Aber: Transparenz und ehrliche Kommunikation dürfen dabei nicht auf der Strecke bleiben. Für uns ist entscheidend, den Konsument:innen nicht nur wirksame und hochqualitative Produkte anzubieten, sondern auch aufzuzeigen, was dahinter steht. Ein Beispiel: Wir verarbeiten hunderte verschiedene pflanzliche Rohstoffe, davon über 80 Prozent in biologischer oder biologisch-dynamischer Qualität. Auf diese Weise tragen wir durch unsere Nachfrage zum Schutz der biologischen Vielfalt und zu gesunden Böden bei, die wiederum einer der größten CO2-Speicher der Welt und damit ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel sind.
Wir sind bekannt für unsere zertifizierte Naturkosmetik, die höchsten Qualitätsstandards entspricht. Die Rohstoffe dafür bauen wir in unseren eigenen Heilpflanzengärten an oder beziehen sie aus langfristigen Anbaupartnerschaften. Außerdem produzieren wir rund 1000 Fertigarzneimittel für die anthroposophische Therapierichtung.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Weleda ganz besonders zutrifft?
Das Geheimnis der Weleda Produktkompositionen liegt in der Natur. Die von uns verarbeiteten Rohstoffe stammen — wo immer es geht — aus biologisch-dynamischem oder biologischem Anbau beziehungsweise aus Wildsammlung. Weleda kann dabei auf 100 Jahre Erfahrung zurückgreifen und lässt seit der Gründung im Jahr 1921 fundiertes, pharmazeutisches Wissen in die Entwicklung der Naturkosmetik einfließen. Mit unserer ganzheitlichen Pflegephilosophie verfolgen wir ein Schönheitskonzept, das auf der lebendigen Beziehung der Pflanzen zum jeweiligen Pflegebedürfnis und der sorgfältigen Auswahl von Natursubstanzen basiert. So entstehen seit 100 Jahren Pflegeprodukte zur Stärkung des Gleichgewichts von Körper, Seele und Geist. Mit unseren Arzneimitteln tragen wir zudem direkt zur Gesundheit bei.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Was den Klimawandel und den weltweiten Schwund der biologischen Vielfalt angeht, ist die Situation dramatisch. Wir müssen uns darüber klar werden, dass alles auf der Welt zusammenhängt – Menschen, Tiere, Pflanzen, das Klima – einfach alles. Wenn jedes Unternehmen hier seine Verantwortung übernimmt, können wir die Situation zum Besseren wenden. Viele übernehmen heute mehr Verantwortung, leider reicht das aber bisher bei weitem noch nicht aus. Ob und wie wir heute handeln, entscheidet darüber, ob künftige Generationen noch eine Lebensgrundlag haben. Jeder einzelne trifft jeden Tag Entscheidungen, die darauf Einfluss haben. Angefangen beim Konsum: Wir – und dabei nehme ich mich keinesfalls aus – sollten uns immer wieder fragen: Was konsumiere ich eigentlich? Brauche ich das wirklich? Wo kommt es her und wie und unter welchen Bedingungen wurde es produziert? Als Unternehmer bin ich vorsichtig optimistisch: Ich glaube daran, dass wir die Herausforderungen gemeinsam meistern können, auch wenn das ein steiniger Weg sein wird
Michael Brenner ist seit 2012 in der Geschäftsleitung der Weleda AG tätig und verantwortet als Chief Financial Officer unter anderem die Bereiche Finanzen, Nachhaltigkeit und Human Resources.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei Weleda miteinander um?
Wir haben es uns bei Weleda zum Ziel gemacht, eine offene und kollegiale Unternehmenskultur zu pflegen. Für uns ist es wichtig, dass wir in wertschätzender Weise über alle Ebenen hinweg auf Augenhöhe zusammenarbeiten, denn jeder Gedanke ist es wert, gehört zu werden und trägt zur Weiterentwicklung des Unternehmens bei. Die Voraussetzung für eine solche Zusammenarbeit sehen wir in der Motivation zur (Selbst-)Führung und dem Gegenüber Vertrauen zu schenken.
Zudem hat die berufliche aber auch persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden seit jeher einen großen Stellenwert. Hierfür bietet unsere interne Weleda-Akademie unterschiedlichste Weiterbildungsangebote an. Es ist uns als Arbeitgeber bewusst, dass für eine erfolgreiche und erfüllende Tätigkeit auch immer die persönlichen Rahmenbedingungen passen müssen. Und unser dritter Pfeiler ist die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben durch unterschiedliche Angebote: Wir sind zum Beispiel sehr stolz auf unsere Betriebskindertagesstätte am Standort Schwäbisch Gmünd und auf unsere regelmäßige Auditierung „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Außerdem wird bei Weleda auch das mobile Arbeiten (nicht erst seit der Pandemie), wo immer möglich, unterstützt. Hier gehen wir sicher weiter als die meisten Arbeitgeber und lassen es den Arbeitnehmer:innen in Absprache mit der Führungskraft frei, wie viel sie im Büro arbeiten. Wir haben lediglich eine Empfehlung ausgesprochen, höchsten 50 Prozent mobil zu arbeiten.
Denn ein gesunder Planet und gesunde Menschen, das ist für mich eine Einheit. Das eine gibt es nicht ohne das andere.
Michael Brenner
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Für mich ergibt Arbeit dann Sinn, wenn sie nicht nur mein eigenes Wohl und meine materiellen Bedürfnisse sichert. Arbeit ist sinnstiftend, wenn sie, und das ist heute wichtiger denn je, auch dem großen Ganzen dient. Der Zwecke – oder anders gesagt: Purpose – von Weleda besteht darin, für die Gesundheit und Schönheit von Mensch und Natur zu wirken. Meine tagtägliche Arbeit und der Austausch mit Kolleg:innen bestätigt mir, dass ich hier meinen Platz gefunden habe und, dass wir auf einem guten Weg sind, diesem Sinn auch gerecht zu werden.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Unsere Vision ist es, zu einer Welt beizutragen, in der sich Gesundheit und Schönheit im Einklang mit Mensch und Natur entfalten können. Darin liegt seit 100 Jahren der Daseinszweck von Weleda. Und ich freue mich zu sehen, dass Nachhaltigkeit kein Nischenthema mehr ist, sondern in der Breite der Gesellschaft und der Wirtschaft zunehmend zum Maßstab des individuellen und kollektiven Handelns wird. Denn ein gesunder Planet und gesunde Menschen, das ist für mich eine Einheit. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Vor allem die junge Generation hat das glücklicherweise stärker erkannt und nimmt die Verantwortung für die Zukunft in die Hand. Das gibt mir allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen.