Produkte von Develey sind in Deutschland und speziell in Bayern wohl allseits bekannt: Sei es der süße Senf zur Weißwurst oder der scharfe (oder süße?) Senf zum Leberkäse. Was das Traditionsunternehmen mit nachhaltigem Wirtschaften zu tun hat, wissen jedoch die wenigsten. Michael Durach, Geschäftsführer der Develey Senf & Feinkost GmbH, spricht mit uns über Nachhaltigkeitsfragen – und Greenwashing.
Welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Develey ist ein Familienunternehmen – wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit vor allem, das Unternehmen vererbungsfähig zu führen. Dafür müssen wir unsere Rolle in der Gesellschaft und die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf unsere Umwelt kennen und unseren positiven Beitrag zum Wohle aller leisten.
Ihr Unternehmen wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Ihr Haus heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
2008 haben meine Kinder, die sich für Klimaschutz begeisterten, mir den Anstoß gegeben, das Thema Nachhaltigkeit aktiv auf unsere Agenda zu nehmen. Schon damals haben wir uns das Ziel gesetzt, klimaneutral zu produzieren, dieses Thema stand bei uns von Anfang an im Fokus. Dafür haben wir für jeden Standort und jeden Bereich unternehmensweite sowie standortindividuelle Maßnahmen und Ziele definiert. Die Gesamtstrategie steht dabei unter dem Motto: „Unser Ziel ist die Null“. Gemeint ist damit unser Ziel, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen so weit wie möglich zu reduzieren und die unvermeidbaren Emissionen zu kompensieren. An den deutschen Standorten sind wir seit 2020 klimaneutral. 2022 wollen wir an allen Standorten weltweit klimaneutral produzieren. Zugleich haben wir ein integriertes Nachhaltigkeitskonzept aufgesetzt, das sich entlang der Wertschöpfungskette sowie entlang unserer „Nachhaltigkeits-Säulen“ Mitarbeiter, Umwelt und Regionalität bewegt. Mit Stolz können wir heute sagen, dass nachhaltigeres Wirtschaften ein Teil unserer Kultur geworden ist.
Wir stellen Senf- und Feinkostprodukte von höchster Qualität her. Besonders bekannt und beliebt: der von Firmengründer Johann Conrad Develey 1854 kreierte süße Senf. Man könnte ihn fast schon unser Kultprodukt nennen. Heute vereint unser Familienunternehmen neben Develey viele starke Marken unter einem Dach wie Löwensenf, Bautz’ner oder Specht.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Wir alle wissen, dass wir Ressourcen schonen müssen. Dazu sollte jede:r einen Beitrag leisten – es kommt sowohl auf die kleinen als auch die großen Taten an. ‚Machen‘ ist das Stichwort! Leider stellen wir fest, dass viel zu oft politisch agiert wird. Auch ist es schade, in welchem Ausmaß in der Kommunikation Nachhaltigkeit über „Greenwashing“ zu Marketingzwecken missbraucht wird.
Wir fragten konkret nach Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Ihr Unternehmen zutrifft
Nachhaltigeres Wirtschaften betrifft sämtliche Tätigkeiten im Unternehmen. Aus vielen einzelnen Projekten und Erfolgen entsteht ein großes Ganzes. Beispielsweise haben wir im Laufe der Zeit — allein zur Emissionsreduktion — mehr als 800 Einzelmaßnahmen erarbeitet. Das geht nur, wenn unsere Mitarbeiter:innen Nachhaltigkeit leben und in ihren Arbeitsbereichen immer mitdenken. Auf diese Weise haben wir unseren CO₂-Ausstoß seit 2011 um nahezu die Hälfte reduziert, seit 2016 um 338 Tonnen Verpackung eingespart und können seit 2016 in unsere Rezepturen komplett auf Palmöl verzichten. Außerdem entstehen immer wieder innovative Projekte, wie die Idee, Sole aus unserer Gurkenproduktion mit den benachbarten Straßenmeistereien im Winterdienst einzusetzen. Das reduziert einerseits das Abwasser bei uns und schont andererseits die Umwelt im Vergleich zu Streusalz deutlich. Ein durchaus ungewöhnlicher Gedanke eines Mitarbeiters wird so zu einem erfolgreichen Nachhaltigkeitsprojekt. Bei uns dürfen und sollen sich auch schon Berufseinsteiger:innen einbringen, denn Mittelstand bedeutet mitmachen. Unser Traineeprogramm beispielsweise legt einen Schwerpunkt darauf, dass die Teilnehmer:innen Verantwortung übernehmen.
Michael Durach ist seit 1999 Geschäftsführer des größten Senfanbieters Deutschlands, der Develey Senf & Feinkost GmbH. Gemeinsam mit seinem Bruder Stefan Durach führt er als geschäftsführender Gesellschafter das bayerische Traditionsunternehmen in vierter Generation.
Seine berufliche Karriere begann Michael Durach – nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg – außerhalb des Familienunternehmens. Als Key Account Manager bei war er bei einem Konzern in der FMCG-Branche tätig.
1995 stieg er in das Familienunternehmen Develey ein und übernahm nach Stationen im Vertrieb und Marketing seine heutige Position als Geschäftsführer.
Gibt es Dinge, die Sie in der Pipeline haben und die (zukünftig) einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
Wir sind stolz darauf, heute einer der führenden wie auch der nachhaltigsten Hersteller von Senf und Feinkost zu sein. Zunehmend bringen wir jetzt klimaneutrale Produkte in den Handel – der Gedanke ist, den Verbraucher:innen unkomplizierten Genuss mit Verantwortung und gutem Gewissen zu bieten. Für unsere Develey Senf-Produkte haben wir bereits 2020 die Klimaneutralität erreicht. 2021 startet die Ketchup- und Mayo-Range „Unser Original“. Bis 2025 ist es unser Ziel, 100 Prozent unseres Strombedarfs aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen. Des Weiteren werden bis 2025 100 Prozent unserer Markenartikel recyclingfähig verpackt sein.
Für Berufseinsteiger ist die Frage, wie sinnstiftend sie in ihrem Beruf arbeiten können, eine ganz zentrale. Welche Vision von Zukunft können Sie für diejenigen (Hochschulabsolventen) entwerfen, die Sie dabei begleiten möchten?
Wir suchen die passenden Mitarbeiter:innen für Develey. Die Passenden sind für uns die Besten! Nehmen Sie als Beispiel ein Senfkorn – die Schale ist unscheinbar, aber das Korn birgt den Geschmack und die Schärfe. Darum machen wir es uns bei Develey seit jeher zur Aufgabe, bereits beim Recruiting den Menschen mit all seinen Facetten kennenzulernen. Neben dem fachlichen Know-how gibt es aber den wichtigen Match-Faktor – die Wertevorstellung. Das Fachwissen können Sie ohne Weiteres „on the job“ und während des umfangreichen Onboardings erweitern, der Wertekodex jedoch muss von Anfang an übereinstimmen.
Für mich kann ich sagen, dass es nicht Arbeit ist, sondern ein besonderes Glück, einen „positiven“ (Fuß-)Abdruck hinterlassen zu dürfen.
Michael Durach
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Es ist schön und zugleich unsere Lebensaufgabe, als Inhaber in der 4. Generation das Unternehmen in einem besseren Zustand und in einem besseren Umfeld zu hinterlassen. Für mich kann ich sagen, dass es nicht Arbeit ist, sondern ein besonderes Glück, einen „positiven“ (Fuß-)Abdruck hinterlassen zu dürfen.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man in Ihrem Unternehmen miteinander um?
Offen! Unser Credo: „Be open minded.” In diesem kurzen Satz steckt viel. Wir erwarten von allen Mitarbeiter:innen Offenheit bei ihrem Gegenüber, Offenheit gegenüber Neuem – sei es Mensch oder System. Als international agierendes Unternehmen sind wir per se offen und divers aufgestellt und empfinden dies als Bereicherung. Des Weiteren sind bei uns Vertrauenswürdigkeit und Bodenständigkeit zentrale Werte. Wir haben uns das Vertrauen unserer Mitarbeiter:innen und Kund:innen über viele Jahre erarbeitet. Dabei vergessen wir nicht, woher wir kommen und wie wir so weit gekommen sind.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Mein Wunsch: Wir kommen dem Klimaziel mit großen Schritten näher. CO₂-Reduktion, Tierwohl und Diversity werden gelebt und man hat den Wert der Natur, Vielfältigkeit und Lebensmittel wiedererkannt. Herausfordernd ist es sicher, die unterschiedlichen politischen Interessen zu bündeln und gemeinsam eine faire Finanzierung der notwendigen Umwelt- und Sozialinvestitionen zu gewährleisten.