Tomorrow, der nachhaltige Banking-Anbieter aus Hamburg, hat sich große Ziele gesteckt: Man will die – bisher vor allem – negative Wirkung von Geld verändern und investiert deshalb ausschließlich in nachhaltige Industrien. Der Kunde selbst kann den positiven Impact von getätigten Zahlungen und eigenen Einlagen live verfolgen. Co-Founder und Geschäftsführer von Tomorrow, Michael Schweikart, spricht mit uns über sein Ziel, „mit dem richtigen Einsatz von Geld, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“
Herr Schweikart, welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Menschen, Klima und Gesellschaft ist für viele Unternehmen zweitrangig. Wir finden das falsch, denn im Unternehmertum liegt eine wahnsinnig große und wichtige Kraft. Wenn es nach mir geht, sollten Unternehmen echte Probleme lösen anstatt „Needs” von Kund:innen zu erfinden und sie im gleichen Atemzug mit dem eigenen Business Modell zu befriedigen.
Tomorrow wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Sie und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Nachhaltigkeit ist zentraler Bestandteil der Tomorrow DNA. Wir haben festgestellt, dass Geld bisher Teil des Problems war und wir wollen es jetzt zum Teil der Lösung machen. Wir wollen es den Menschen einfach machen, mit ihrem Geld einen positiven Impact zu leisten. Deshalb ist bei uns auch Nachhaltigkeit in jedes Element unseres Geschäftsmodells integriert. Von den nachhaltigen Tomorrow Debit Karte bis hin zur nachhaltigen Anlage unserer Kund:inneneinlagen.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Es ist ein positiver Wandel spürbar: Immer mehr Unternehmen machen es sich glaubwürdig zur Aufgabe einen Beitrag zur Bewältigung der bevorstehenden Krise zu leisten. Und auch auf individueller Ebene findet ein Shift statt: Viele Menschen beginnen achtsamer und nachhaltiger mit den Ressourcen umzugehen; immer mehr Menschen geben an, dass “Bio” und eine nachhaltige Herstellung ihre Kaufentscheidung beeinflussen, es sind allerdings immer noch unter ein Prozent aller Menschen bei einer nachhaltigen Bank – und das wollen wir ändern.
Michael Schweikart ist Co-Founder und Geschäftsführer von Tomorrow, dem nachhaltigen Fintech aus Hamburg. Zuvor war er CEO bei MigrantHire & Jobs 4 refugees, die Geflüchtete mittels einer Online-Plattform den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Davor wiederum war der Wirtschaftsingenieur als Corporate Finance Consultant bei Concentro Management AG tätig.
Wir fragten nach Unternehmen, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, das Ökosystem zu entlasten. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Ihr Unternehmen zutrifft?
Geld ist in Deutschland ein Thema, über das man kaum spricht. Dabei hat Geld immer eine Wirkung – bisher leider vor allem eine negative. Wir wollen das ändern und finanzieren daher mit den Einlagen unserer Kund:innen ausschließlich nachhaltige Industrien wie Erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft und so weiter. Bei jeder Zahlung mit der Tomorrow Debit Karte nehmen wir die Interchange Fee (Händler-Kartengebühr) und finanzieren damit Klimaschutzprojekte. Unsere Kund:innen können dann in Echtzeit in unserem Impact Board in der Tomorrow App die positive Wirkung ihrer Zahlungen und ihrer Kund:inneneinlagen verfolgen.
Gibt es Produkte und Dienstleistungen, die Sie in der Pipeline haben und die einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
Ja, wir arbeiten schon eine ganze Weile an einem Investment-Produkt, in einigen Monaten wird es hier bald tolle Neuigkeiten geben. Sowohl für erfahrene Investor:innen als auch für Newbies in dem Bereich.
Für Berufseinsteiger ist die Frage, wie sinnstiftend sie in ihrem Beruf arbeiten können, eine ganz zentrale. Welche Vision von Zukunft können Sie für diejenigen entwerfen, die Sie dabei begleiten möchten?
Ich glaube, es zeichnet uns als Unternehmen total aus, dass jede:r das Gefühl hat, die eigene Kompetenz für einen positiven Wandel einsetzen zu können. Zum einen natürlich, indem man viele Menschen dazu befähigt, möglichst nachhaltig mit dem eigenen Geld umzugehen und zum anderen, indem wir eine Organisation bauen, in der es Spaß macht zu arbeiten.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Ich habe viele Jahre in spannenden Bereichen gearbeitet, sei es in einer Unternehmensberatung zu Beginn meines Arbeitslebens oder später in schnell wachsenden Startups. Trotzdem wurde es mir immer wichtiger, meine Energie so einzusetzen, dass ich dazu beitragen kann, die großen Herausforderungen zu lösen denen wir als Menschheit gerade gegenüberstehen. Und ich ziehe daraus eine riesige Motivation, dieses Ziel jeden Tag mit unserem wachsenden und großartigen Team voranzutreiben.
Tomorrow ist ein nachhaltiger Bankinganbieter aus Hamburg. Zur Zeit bietet Tomorrow drei Kontomodelle an (Free, Zero & Together). Tomorrow zeichnet sich dadurch aus, dass das Geld unserer Kund:innen (Kund:inneneinlagen und Interchange-Fee) ausschließlich in nachhaltige und soziale Projekte investiert wird, die auf die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen einzahlen.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen” haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man in Ihrem Unternehmen miteinander um?
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Unternehmenskultur ein zentrales Element jedes Unternehmens ist. Je größer ein Unternehmen wird und je selbstständiger die Organisation agiert, umso wichtiger wird dabei diese Kultur. Daher haben wir bei Tomorrow unter Einbeziehung aller Mitarbeiter:innen unsere zentralen Werte definiert, um sicherzustellen, dass wir alle das gleiche Grundverständnis und eine klare Stoßrichtung haben. Wesentlicher Bestandteile ist dabei das Ziel, mit dem richtigen Einsatz von Geld, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und zwar in einem erheblichen Ausmaß und auf transparente und gemeinschaftliche Weise.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Die größten Herausforderungen sind durch die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen gut beschrieben. Insbesondere die Themen Klimawandel, die Nutzung natürlicher Ressourcen und die großen Ungleichheiten, gilt es aus meiner Sicht zu bewältigen. Ich bin aber begeistert, wenn ich sehe wie viele Unternehmensgründungen sich in letzter Zeit dieser großen Probleme annehmen. Daher bin ich optimistisch, dass wir in den nächsten 10 Jahren die wichtigsten Antworten auf diese Fragen gefunden und diese im Anschluss dann auch hoffentlich umsetzen können. Wir als Tomorrow wollen hier einen wesentlichen Beitrag leisten und in großem Stile Gelder dorthin lenken, wo sie einen positiven Impact leisten.