Bei SONNENTOR zieht sich Nachhaltigkeit durch alle Bereiche: Geschäftsführer Klaus Doppler spricht mit uns unter anderem darüber, was er unter einer „enkeltauglichen Zukunft“ versteht. Er ist der Meinung, dass jede:r Einzelne etwas tun kann, um einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten.
SONNENTOR wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Ihr Haus heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt SONNENTOR schon seit der Firmengründung 1988, weil von Beginn an für uns klar war, dass unsere gesamte Wertschöpfungskette – vom Anbau bis zum Endprodukt – einer transparenten Arbeitsweise unterliegen soll. Wir wollen mit unserem Tun die Menschen und die Gesellschaft sensibilisieren. Wir veröffentlichen auch seit 2011 die Gemeinwohlbilanz, bei der das gesamte Unternehmen durchleuchtet und auditiert wird.
Nachhaltig zieht sich somit durch alle unsere Unternehmensbereiche: Angefangen von der Rohstoffpolitik über unsere Kreislaufpolitik und die verwendeten Materialen (Kartonagen, Holzfaser-Folien, …) bis hin zu Kunden- und Lieferantenbeziehungen und natürlich auch unser Miteinander im Unternehmen. Wir pflegen mit unseren Bauern langfristige Partnerschaften. Egal ob im Waldviertel, in Nicaragua oder in Tansania, wo Kaffee, Zimt, Kurkuma und Co. in höchster biologischer Qualität für uns angebaut werden. Das ist das Entscheidende, dass wir mit diesen Bauern langfristig, auf Augenhöhe und mit Wertschätzung zusammenarbeiten. Wir zahlen faire Preise, die die Arbeit auch honorieren und bieten damit für viele Familien weltweit eine Lebensgrundlage.
Sie sprechen auf eurer Webseite von der “Sinn-Win Situation”. Was genau kann man sich darunter vorstellen und wie haben Sie es trotz der schwierigen Situation geschafft, neue Arbeitsplätze zu schaffen?
Unser Bestreben war und ist es, mit unseren Bauern langfristige Partnerschaften zu schaffen, die für beide Seiten nur Vorteile haben. Die Bauern haben ihr gesichertes Einkommen, werden fair bezahlt und wir haben die Sicherheit, gewisse Mengen und Qualitäten zu erhalten. Somit sind wir nicht gezwungen, jährlich neue Partner:innen zu suchen und uns der Preisschlacht auf den Märkten auszusetzen. Besonders freut uns, dass auch unsere Kund:innen diese Politik honorieren und noch lieber zu unseren Produkten greifen.
Genauso wichtig für uns ist auch, immer weiter nach neuen Trends zu suchen, Trendsetter zu sein und zu bleiben. Das ist auch die Basis dafür, dass wir es in weiterer Folge geschafft haben, neue Mitarbeitende aufzunehmen – wir beschäftigen nun schon 360 Kolleg:innen.
Das vergangene Jahr hat uns auch gezeigt, dass die Menschen noch intensiver und bewusster nachdenken, woher sie ihre Lebensmittel beziehen und damit das Thema Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus gebracht. Gemeinwohlorientierung, CO2-Fußabdruck, bio oder konventionell und was nehme ich überhaupt zu mir? Das haben wir im Absatz und Vertrieb unserer hochwertigen Bio-Produkte sehr stark gespürt.
Zudem versuchen wir, als Arbeitgeber interessant zu bleiben. Wir sind sehr offen und entwickeln immer wieder neue Ideen, bieten zahlreiche Goodies und Sozialleistungen und vor allem gibt es bei uns sinnstiftende Jobs. Ein sinnstiftender, nachhaltiger Arbeitsplatz wird immer wichtiger – jede und jeder will einen Job, der Freude bereitet und bei dem man am Ende des Tages weiß, wofür man gearbeitet hat. Diese Sinnerfüllung nehmen wir sehr ernst und bei uns ist in allen Bereichen ganz klar erkennbar, welchen Beitrag der/die Einzelne zum Gesamtergebnis beigetragen hat.
SONNENTOR wurde 1988 gegründet. Vor allem die bunten Produktinnovationen im Tee- und Gewürzsortiment haben den Kräuterspezialisten aus dem Waldviertel international bekannt gemacht. Fans schätzen zudem das ökologische Engagement. Mit Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, CO2-neutralem Wirtschaften sowie direktem Handel mit den AbaupartnerInnen zeigt SONNENTOR: Es geht auch anders!
Wie sieht Ihre „enkeltaugliche Zukunft“ im besten Fall aus?
Unsere Kinder und Enkelkinder sollen genauso wie wir von und mit der Natur leben können. Die Globalisierung ist nicht das Heilmittel für alles, sondern es ist viel entscheidender, wieder in kleineren Zellen zu denken. Das bedeutet, regional vieles abzudecken, was wir zum alltäglichen Leben brauchen. Leider ist das ein bisschen verloren gegangen und nun heißt es, wieder genau da anzusetzen. Wir wollen natürlich, dass die Mutter Erde in einem Zustand übergeben wird, der es erlaubt, Produkte im eigenen Garten anbauen und genießen zu können. Wir wollen und müssen es schaffen, dass sie nicht Angst haben müssen, dass die Böden verseucht und die Kulturen ungenießbar sind. Durch unser heutiges Wirtschaften müssen wir erreichen, dass auch unsere Kinder und Enkel morgen und übermorgen ihre Produkte schadstofffrei und in höchster Qualität kultivieren können. Genauso sollen sie in den Weltmeeren baden können, Fische fangen können, sich an der Pflanzen- und Artenvielfalt erfreuen können und Bienen und Schmetterlinge weiterhin sehen können. Biodiversität ist der Schlüssel zum Fortbestand der Artenvielfalt. Die Wirtschaftsweise, die wir im biologischen Landbau fördern, ermöglicht all das.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte Menschen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Sonnentor ganz besonders zutrifft?
Wir verwenden Stoffe, die wieder in den natürlichen Kreislauf rückführbar sind. Das sind zum Beispiel biogene Materialien (Holzfolie), die biologisch verrottbar sind und als Kompost und Dünger wieder in den natürlichen Kreislauf zurückkommen und einen Beitrag zum Humusaufbau des Bodens leisten. Wir verwenden zudem Materialien, die in den wiederverwertbaren Stoffkreislauf kommen (zB. Papier). SONNENTOR steht nach wie vor speziell für Handarbeit. Wir versuchen, Menschen vor Ort und in der Region Arbeitsplätze zu geben. Per Hand wird in der Abfüllung, Verpackung und Etikettierung gearbeitet und viele unserer Produkte sind nach wie vor zu 100 Prozent Handarbeit. Ein Beispiel dafür ist unser loser Tee. Bei sämtlichen Schlauchbeutel-Produkten verwenden wir keine herkömmliche PVC Folie, sondern eine Folie aus Cellulose. Und diese Holzfaser-Folie hat den großen Vorteil, dass sie problemlos auf dem Heimkompost kompostiert werden kann. Somit kann sie dem Kreislauf wieder zurückgeführt werden.
Klaus Doppler ist seit 2019 Geschäftsführer von SONNENTOR und für die Bereiche Personal, Produktion, Qualitätsmanagement, Betriebsorganisation und das Bio-Gasthaus Leibspeis‘ hauptverantwortlich.
Er ist Teil eines drei-köpfigen Geschäftsleiter*innen-Teams, das gemeinsam mit Gründer und Eigentümer Johannes Gutmann sowie drei Prokurist*innen die sonnigen „Vor-Turner“ bildet, wie sie liebevoll genannt werden.
Seine Karriere bei SONNENTOR startete Klaus Doppler bereits im Jahr 2003 und war maßgeblich daran beteiligt, den Betrieb vom Klein- zum Großunternehmen auszubauen.
2009 wurde er mit der Verleihung der Prokura Teil des Führungsteams. Eines seiner aktuell größten Projekte ist der Ausbau der Kräuterhallen.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Ich persönlich bin der Meinung, dass sich jede:r Einzelne Gedanken zu einer besseren Welt machen sollte und einen Beitrag – auch im Kleinen – leisten kann. Die einzelnen Regierungen haben noch viel Arbeit vor sich, um bei der Erreichung der Klimaziele besser voranzukommen und einen konsequenten Weg zu verfolgen. Ich denke, dass es weltweit mehr Nachdruck bräuchte. Ich wünsche mir dringend Konsequenz in der Verfolgung von Klimazielen – bei uns und überall auf der Welt.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei Sonnentor miteinander um?
Unternehmenskultur ist ein wichtiger Schlüssel, um Dinge im Unternehmen voranzutreiben und neue Dinge zu generieren und umzusetzen. Wichtig dabei ist, dass die Kraft im Inneren entsteht. Der zweite wichtige Faktor ist das Miteinander, das in enger Verbindung mit gegenseitiger Wertschätzung steht. Die Kommunikation auf Augenhöhe unterstreichen wir mit einer Du-Kultur, die ab dem ersten Arbeitstag gelebt wird.
Unsere drei Werte, die wir tagtäglich und auf allen Ebenen und Bereichen leben, sind: Wertschätzung, Eigenverantwortung und Begeisterungsfähigkeit. Wir wissen alle, dass eine Arbeit mit Sinn, die mit Freude gemacht wird, einen ganz anderen Output bringt – für die Mitarbeitenden persönlich und auch für das Unternehmen. Auch für eine langfristige persönliche Gesundheitsbasis und ‑Prävention ist es extrem wichtig. Der Spruch „Geht’s den Mitarbeitenden gut, geht’s dem Unternehmen gut“, kommt ja nicht von ungefähr. Wir setzen da stark an und haben viele Goodies, Sozialleistungen und „gesunde Aspekte“ in unseren täglichen Arbeitstag integriert: kostenloses Bio-Mittagessen (auch vegan und vegetarisch), Sportprogramme, Gesundheitschecks, Achtsamkeits-Workshops, Koch- und Ernährungsworkshops und vieles mehr. Für uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeitenden morgens gerne in die Arbeit gehen. Ein entscheidender Faktor ist auch die Work-Life-Balance, auf die wir sehr stark achten: Gleitzeit – auch in den Produktionsabteilungen – über 150 verschiedene Zeitmodelle, die sich die Mitarbeitenden nach ihren Bedürfnissen aussuchen können, unsere eigene betriebliche Kinderbetreuung SONNENSCHEINCHEN und viele weitere Angebote zielen darauf ab, Beruf, Familie und Freizeit gut unter einen Hut zu bringen.
Für mich persönlich ist es wichtig, dass man den eigenen Beitrag, der täglich geleistet wird, auch sehen kann und was dieser für das Unternehmen und für das Ganze bedeutet.
Klaus Doppler
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend ist?
Wir als Unternehmen schaffen für alle Mitarbeitenden Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, innovativ, kreativ und motiviert den Job zu erfüllen. Genauso essentiell ist es aber, dass genügend Zeit für Familie, Freizeit und Freund bleibt, sodass es für jeden Einzelnen ein guter Ausgleich ist. Work-Life-Balance wird bei uns großgeschrieben.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Der Anteil an Bio-Landwirtschaft sollte gesteigert werden, um die Biodiversität zu sichern und zu verstärken, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Dieser ist sicher die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Meiner Meinung nach bedarf es größter Anstrengung, aufzuklären, zu sensibilisieren und alles zu unternehmen, um die Erderwärmung einzudämmen. Weiter sollten wir uns bewusster machen, dass auch jeder Einzelne seinen CO2-Fußabdruck geringer halten sollte und die Regionalität wieder wertschätzen. Das beginnt beim bewussten Umgang mit Fleisch und geht bis hin zu einem nachhaltigeren Reisen und einem nachhaltigen Einkaufsverhalten und einer nachhaltigen Preisstruktur. Hochwertige Lebensmittel sind da für mich der springende Punkt.