NATURSTROM steht seit über 20 Jahren für eine nachhaltige Energieversorgung. Der Vorreiter wollte schon damals einen Gegenpol zu Energiemonopolisten aufstellen. Für Oliver Hummel, Vorstandsmitglied des Ökostrom- und Biogas-Anbieters, gibt es aber auch heute noch viel zu tun auf dem Weg zu einer gerechte(re)n und nachhaltige(re)n Zukunft.
Die Umwelt steht bei euch im Mittelpunkt. Was ist euer (täglicher) Antrieb?
1998 haben Mitglieder aus Umwelt- und Erneuerbare-Energien-Verbänden mit NATURSTROM den ersten bundesweiten Anbieter für echten Ökostrom als Gegenpol zu den bis dato herrschenden Energiemonopolisten gegründet, die fast ausschließlich Kohle- und Atomstrom vertrieben und oft auch nicht an einem Wandel dieses Ist-Zustands interessiert waren. Noch heute, über 20 Jahre später, treten wir mit NATURSTROM für eine nachhaltige Gestaltung der Energieversorgung ein und zeigen mit unseren klimafreundlichen Projekten und Angeboten ganz konkret: Es geht auch anders: Wir können Strom, Wärme und Mobilität ganz ohne Klimabelastung und mit Wertschöpfung realisieren. Genau diese nachhaltige, dezentrale und bürgernahe Gestaltung unserer Energieversorgung ist unser Antrieb.
Wo steht Deutschland in Bezug auf Ökostrom und nachhaltiger Energieversorgung?
Wir sind auf dem richtigen Weg. Auch wenn dieser steinig ist und Politiker:innen, die ihn maßgeblich mitformen, leider oft auf der Bremse stehen – beispielsweise mit absurden Abstandsregelungen, die den Erneuerbaren-Ausbau unsinnig erschweren. Es geht trotzdem voran! 2020 hatte Strom aus Erneuerbaren Energien erstmals einen Anteil von rund 50 Prozent am deutschen Stromverbrauch – ein echter Meilenstein für die Energiewende. Ein weiterer Meilenstein: Solarstrom ist inzwischen so wettbewerbsfähig, dass große Photovoltaik-Parks ohne die gesetzliche Förderung erbaut werden können. Diese Möglichkeit nutzen wir als Energiewende-Pionier natürlich und beliefern unsere Kund:innen seit letztem Jahr direkt auch mit Solarstrom aus solchen ungeförderten Anlagen. Allerdings gibt es auch im aus Energiewendesicht relativ erfolgreichen Stromsektor noch Hürden zu überwinden, insbesondere der zuletzt schleppende Windenergieausbau muss dringend wieder beschleunigt werden.
Im Wärme- und Verkehrsbereich hat sich bisher noch viel weniger getan. Die hier notwendige Umstellung auf Wärmepumpen und klimafreundliche Nahwärmelösungen sowie die Transformation der Fernwärme einerseits und die stärkere Nutzung von leichteren, elektrisch betriebenen Fahrzeugen – idealerweise im Sharing – andererseits steht noch ziemlich am Anfang, muss aber angesichts des Ziels Klimaneutralität bis 2045 dringend beschleunigt werden.
NATURSTROM treibt die Energiewende voran – erneuerbar, dezentral und bürgernah. Das Unternehmen wurde 1998 im Zuge der Strommarktliberalisierung von 16 Mitgliedern von Umwelt- und Öko-Energie-Verbänden ge- gründet. Ihre Vision: ein Unternehmen, das kompromisslos für eine zukunftsfähige Energieversorgung jenseits von Kohle und Atom eintritt. Am 1. Januar 1999 startete die NATURSTROM AG als erster bundesweiter unabhängiger Ökostromanbieter die Kundenbelieferung. Als einer von vier unabhängigen Ökostromanbietern behauptete sich das Unternehmen in den schwierigen Anfangsjahren des liberalisierten Marktes. 2006 bis 2012 folgten Jahre schnellen Wachstums, seitdem erschließt NATURSTROM sehr erfolgreich neue Geschäftsfelder.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Hier hat sich in jüngster Vergangenheit zweifellos einiges in Bewegung gesetzt – nicht zuletzt dank eines wachsenden gesellschaftlichen Bewusstseins durch Fridays for Future sowie daraus hervorgegangene andere Gruppierungen wie Scientists for Future, Parents for Future und Entrepreneurs for Future. Wir bei NATURSTROM unterstützen dieses Engagement, denn wir setzen uns seit unserer Gründung für die gleichen Ziele ein.
Und auch von juristischer Seite bekommen Aktivist:innen und zukünftige Generationen endlich Rückendeckung für eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft. Der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, der die Politik dazu auffordert, das Klimaschutzgesetz nachzuschärfen, zeigt, dass es endlich nicht mehr reicht, schöne Reden zu halten und ferne Ziele zu verkünden, aber in der konkreten Umsetzung auf der Bremse zu stehen. Das niederländische Urteil gegen Shell zählt auch dazu: Es verpflichtet den Konzern dazu, seine klimaschädigenden Aktivitäten in den nächsten Jahren massiv zu reduzieren. Damit zeigt es, dass es für Unternehmen in Zukunft existenzgefährdend werden kann, auf umweltschädigendes Verhalten zu setzen. Diese Entwicklung macht Mut.
Klar ist für mich aber auch: Bisher wurden die ökologischen und sozialen Folgen unserer Lebensweise viel zu wenig berücksichtigt. Wir haben noch einen sehr weiten Weg vor uns, bis wir das Ziel einer gerechten und nachhaltigen weltweiten Gesellschaft erreichen werden. Es wird also auch noch lange viel zu tun geben für engagierte Menschen, Firmen und Organisationen.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei NATURSTROM miteinander um?
Wir legen Wert auf ein Miteinander auf Augenhöhe, sowohl bei unseren Partnern als auch bei unseren Mitarbeiter:innen. Als rundum nachhaltiger Arbeitgeber ist es für uns selbstverständlich, dass unsere eigene Nachhaltigkeit nicht mit unserer ökologischen Produkt- und Projektpalette endet, sondern sich auch auf unser Miteinander im Unternehmen erstreckt. Gegenseitige Wertschätzung, fairer Umgang miteinander und die gemeinsame Vision einer sauberen Energiezukunft sind dabei Grundlagen unserer Zusammenarbeit. Qualifizierung und Fortbildung sind uns wichtig sowie die Partizipation der Mitarbeitenden, die wir unter anderem durch den regelmäßigen Austausch mit den Mitarbeitendenvertretungen sicherstellen. Zum fairen Umgang gehört für uns auch, dass wir gegen den Trend der Energiewirtschaft seit Jahren auf Insourcing statt Outsourcing setzen.
Zudem ermutigen wir unsere Mitarbeiter:innen dazu, NATURSTROM durch eigene Ideen mitzugestalten, zum Beispiel in unserer unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsgruppe. Aus ihr ging beispielsweise vor kurzem eine Liste an nachhaltigen Mindeststandards hervor, die für alle Standorte und von uns organisierten Veranstaltungen gelten. Wir freuen uns darüber, dass wir Mitarbeitende haben, die sich auch auf diese Weise engagieren.
Oliver Hummel ist seit 2011 Vorstandsmitglied bei NATURSTROM, dem größten unabhängigen Ökostrom-Anbieter. Hummel kam 2001 zunächst als Marketingleiter zu NATURSTROM und rückte 2003 zum Geschäftsführer für die Endkundenbelieferung auf. Als einer der ersten NATURSTROM-Kunden kennt er das Unternehmen seit Ende der 1990er.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Dass ich bei NATURSTROM die Energiewende und damit einen wichtigen Teil einer nachhaltigen, klimafreundlichen Zukunft mitgestalten kann, macht für mich einen großen Teil meiner Arbeitsmotivation aus. Für uns im Unternehmen ist dieses Gefühl, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten und zu einer positiven, gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen, sinnstiftend und wichtig. Und ich denke, dass dieser Punkt für viele Arbeitnehmer:innen immer wichtiger wird. Daher ist dies natürlich auch ein großer Pluspunkt für uns als Unternehmen und Arbeitgeber.
Kurzum: Nachhaltiges Handeln ist eben kein Verzicht für den einzelnen, sondern ein Gewinn für Umwelt und Gesellschaft. Und dazu wollen wir bei NATURSTROM unseren Teil beitragen.
Oliver Hummel
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Vor allem gerechter und nachhaltiger. Ich finde, Europa und Deutschland müssen weltweites Vorbild für eine soziale und ökologisch nachhaltige Gesellschaft werden, denn wenn wir das mit unseren Mitteln und unserem Wohlstand nicht hinbekommen, wer soll es sonst schaffen? Und wir müssen den vielen armen Ländern dabei helfen, sich weiterzuentwickeln, ohne dabei einen ökologischen Kollaps auszulösen.
Es wird auch in zehn Jahren weiterhin schreiende soziale Ungerechtigkeiten geben und massiven Missbrauch an der Natur. Dieses weiter zu verringern, daran werden wir auch in zehn Jahren weiter gemeinsam arbeiten müssen.
Ich bin aber optimistisch, dass sich viele sehr positive weltweite Trends der letzten Jahrzehnte, die wir leicht in den täglichen medialen Katastrophenmeldungen und der allgemeinen Aufgeregtheit übersehen, fortsetzen werden: Die Menschen werden weltweit länger leben, die Kindersterblichkeit und ‑unterernährung wird weiter sinken, das Bildungsniveau und der Wohlstand werden weiter steigen, um nur einige Punkte zu nennen.
Auch in unserem Geschäftsfeld, der Energieversorgung, gibt es viele hoffnungsvolle Entwicklungen. Technisch und wirtschaftlich ist eine saubere Erzeugung von Strom und Wärme problemlos machbar. Man muss es nur wollen.
Es gibt aber zwei zentrale Hürden: Die mangelnde Berücksichtigung der zukünftigen Folgen heutigen Handelns sowie die Angst vor Veränderungen. Daher muss die Politik endlich dafür sorgen, dass ökologische und soziale Schäden auch von denen, die sie verursachen, getragen werden. Das ist ja auch die Quintessenz aus dem Klimaschutzurteil des Bundesverfassungsgerichts. Und wir müssen immer wieder deutlich machen, dass wir durch nachhaltiges Handeln nichts zu verlieren, sondern viel zu gewinnen haben. Denn eine saubere Versorgung mit Erneuerbaren Energien sorgt nicht nur für weniger Klimagase, sondern auch für weniger Schadstoffe in der Umwelt und für mehr regionale Wertschöpfung. Straßen mit weniger Autos sind nicht nur fürs Klima gut, sondern verursachen auch weniger Lärm und bieten mehr Platz für Menschen. Und natürlich lässt sich dieser Wandel auch sozial gestalten. Man muss es nur wollen.
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