„Unser Ziel: Natur bewah­ren und Zukunft sichern“

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Die Natur­ka­ta­stro­phen neh­men zu. Egal ob es die Busch­feu­er in Aus­tra­li­en oder die Über­schwem­mun­gen in Ita­li­en und Deutsch­land sind.  Etli­che die­ser Unglü­cke sind auf die Kli­ma­er­wär­mung zurück­zu­füh­ren. Genau die­se wun­den Punk­te greift der NABU auf und möch­te immer mehr Men­schen zum Natur­schutz bewe­gen. Mit Erfolg, wie uns Bun­des­ge­schäfts­füh­rer Leif Mil­ler berich­tet. Was genau der NABU macht und wie jeder­mann bei ihren Pro­jek­ten hel­fen kann wur­de uns von Herrn Mil­ler im Inter­view ver­ra­ten.

Herr Mil­ler, Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen sind ele­men­ta­re Bestand­tei­le der Gesell­schaft. Wel­che Ver­ant­wor­tung für das Gemein­wohl tra­gen sie dahin­ge­hend?
Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen haben Vor­bild­cha­rak­ter und tra­gen somit eine hohe Ver­ant­wor­tung für die Gesell­schaft und unse­re Umwelt. Als eine der größ­ten Umwelt­ver­bän­de Deutsch­lands mit mehr als 770.000 Mit­glie­dern und For­dern­den ver­folgt der NABU seit über 100 Jah­ren die Zie­le: Natur bewah­ren und Zukunft sichern. Mit viel Lei­den­schaft enga­gie­ren sich die Men­schen beim NABU täg­lich für den Umwelt­schutz und eine lebens­wer­te Zukunft für uns alle. Wir machen Poli­tik und Öffent­lich­keit auf­merk­sam auf die viel­fäl­ti­gen Bedro­hun­gen unse­res Pla­ne­ten wie die gro­ße Kli­ma- und Arten­kri­se und zei­gen Wege auf, wie wir die­se Her­aus­for­de­run­gen gemein­sam bewäl­ti­gen kön­nen. Denn eins ist klar: Wir müs­sen jetzt han­deln, um die Erde auch für die kom­men­den Gene­ra­tio­nen zu bewah­ren.

Der NABU wur­de von den von uns befrag­ten Exper­ten zu den Orga­ni­sa­tio­nen gewählt, die hel­fen, die Welt ein Stück bes­ser zu machen. Wel­che Maß­stä­be legen Sie dabei an das nach­hal­ti­ge Han­deln von Ihnen selbst, aber auch von Koope­ra­ti­ons­part­nern an?
Der NABU möch­te dafür begeis­tern, sich in gemein­schaft­li­chem Han­deln für Mensch und Natur ein­zu­set­zen. Wir wol­len, dass auch kom­men­de Gene­ra­tio­nen eine Erde vor­fin­den, die lebens­wert ist. Des­halb set­zen wir uns tag­täg­lich im Klei­nen wie im Gro­ßen für den Erhalt viel­fäl­ti­ger Lebens­räu­me und Arten ein. Natur­ge­mäß ist es uns des­halb ein Anlie­gen, nicht nur selbst nach­hal­tig und res­sour­cen­scho­nend zu arbei­ten, son­dern auch ande­re dazu zu moti­vie­ren und Alter­na­ti­ven zu umwelt­schäd­li­chem Wirt­schaf­ten auf­zu­zei­gen. Wir sind über­zeugt davon, dass wir im Dia­log mit Men­schen, Unter­neh­men und Poli­tik am meis­ten errei­chen kön­nen. Wenn man sich gegen­sei­tig zuhört und auf die Bedürf­nis­se des ande­ren ein­geht, fin­det man auch gemein­sa­me Lösun­gen. Dar­auf set­zen wir auch beim The­ma Nach­hal­tig­keit. Des­halb haben wir auch in unse­rem Grund­satz­pro­gramm fest­ge­legt, dass der NABU ver­stärkt mit Unter­neh­men koope­rie­ren will, die sich zur Nach­hal­tig­keit ver­pflich­tet haben.

Nachhaltigkeit Gemeinschaft NABU
© Hof­fo­to­gra­fen GmbH Berlin

Leif Mil­ler ist seit Juni 2005 Bun­des­ge­schäfts­füh­rer des NABU. Zuvor war er Lei­ter der NABU- Bun­des­ver­tre­tung Ber­lin und ab Febru­ar 2004 poli­ti­scher Bun­des­ge­schäfts­füh­rer des NABU.
Der 1967 in Ber­lin gebo­re­ne Orni­tho­lo­ge und Bio­lo­ge kommt aus der ost­deut­schen Umwelt­be­we­gung und war Grün­dungs­mit­glied der Grü­nen Liga. Heu­te ist er dort ehren­amt­lich Vor­sit­zen­der des Lan­des­ver­ban­des Ber­lin. Seit 2012 ist er ers­ter Vize­prä­si­dent des Dach­ver­ban­des der deut­schen Umwelt und Natur­schutz­ver­bän­de, Deut­scher Natur­schutz­ring (DNR), zuvor war er seit 2000 zwei­ter DNR-Vizepräsident.In sei­ner Frei­zeit betreibt er öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft in Bran­den­burg und beschäf­tigt sich mit der Zucht vom Aus­ster­ben bedroh­ter alter Haustierrassen.

Euro­pean Green Deal, Fri­days for Future, Umwelt­de­bat­ten – Sind wir auf einem guten Weg in Rich­tung einer nach­hal­ti­ge­ren Welt? Wo besteht Ihrer Mei­nung noch Hand­lungs­be­darf?
Nicht nur die Coro­na-Kri­se wird uns ver­mut­lich in den nächs­ten Jah­ren noch gro­ße Anstren­gun­gen kos­ten, auch die Kli­ma­kri­se schrei­tet wei­ter vor­an und wir kön­nen die schreck­li­chen Fol­gen täg­lich beob­ach­ten: Ver­hee­ren­de Wald­brän­de, ein Hit­ze­som­mer nach dem ande­ren, Men­schen müs­sen aus ihrer Hei­mat flie­hen und die Arten­viel­falt geht immer mehr ver­lo­ren. Ange­sichts die­ser Kata­stro­phen han­delt die Poli­tik viel zu lang­sam. Wir brau­chen eine kon­se­quen­te Kli­ma- und Umwelt­schutz­po­li­tik. Der euro­päi­sche Green Deal und die EU-Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie sind wich­ti­ge poli­ti­sche Kon­zep­te, die jetzt aber auch ent­spre­chend finan­ziert und mit kon­kre­ten Maß­nah­men umge­setzt wer­den müs­sen. Es darf nicht bei guten Vor­sät­zen blei­ben, es müs­sen Taten fol­gen. Mit dem mil­li­ar­den­schwe­ren Kon­junk­tur­pa­ket zur Bewäl­ti­gung der Coro­na-Pan­de­mie haben wir jetzt die ein­ma­li­ge Chan­ce, in eine kri­sen­si­che­re und nach­hal­ti­ge Zukunft zu inves­tie­ren. Die­se Chan­ce müs­sen wir nut­zen. Wir sind es der jun­gen Gene­ra­ti­on und unse­rer Erde schul­dig.

Wie hilft ihre Orga­ni­sa­ti­on kon­kret dabei, das Umwelt­be­wusst­sein in der Gesell­schaft zu stär­ken und für eine nach­hal­ti­ge­re Welt zu sor­gen?
Die größ­te Stär­ke des NABU liegt für mich in dem enga­gier­ten bun­des­wei­ten und inter­na­tio­na­len Netz­werk. Expert:innen, Mit­glie­der und Ehren­amt­li­che sor­gen täg­lich lei­den­schaft­lich auf viel­fäl­ti­ge Wei­se dafür, dass unse­re Umwelt jeden Tag etwas bes­ser geschützt wird. Umwelt­schutz hat vie­le Gesich­ter: Eine sehr wich­ti­ge Rol­le spielt dabei unse­re Bil­dungs­ar­beit. Die fängt schon bei den Kleins­ten an. Unse­re Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on, die NAJU, bie­tet ein brei­tes Spek­trum an Infor­ma­ti­ons­ma­te­ri­al für Kin­der und Jugend­li­che, für Schu­len und Kitas an. Die Begeis­te­rung der jun­gen Gene­ra­ti­on für die Umwelt, macht uns gro­ße Hoff­nun­gen. Schließ­lich sind sie es, die in den nächs­ten Jahr­zehn­ten mit den nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Umwelt­kri­se leben müs­sen. Wir beim NABU sind über­zeugt davon, dass man nur schüt­zen kann, was man auch kennt und wert­schätzt. Des­halb machen wir Natur für alle in ver­schie­de­nen Mit­mach-Aktio­nen erleb­bar. Unse­re jähr­li­chen Vogel- und Insek­ten­zäh­lun­gen fin­den immer mehr begeis­ter­te Anhänger:innen. In die­sem Jahr haben wir bei unse­rer bun­des­wei­ten Zähl­ak­ti­on die „Stun­de der Gar­ten­vö­gel“ sogar Rekord­teil­nah­me­zah­len erreicht. Das Inter­es­se an Kli­ma- und Umwelt­schutz wächst. Die Men­schen wün­schen sich eine gerech­te, kri­sen­si­che­re und gesun­de Zukunft. Der NABU setzt alles dar­an, dass die­ser Wunsch für uns alle in Erfül­lung geht.

Wel­che Her­aus­for­de­run­gen kom­men die nächs­ten Jah­re auf den NABU zu? Gibt es Pro­jek­te, die Sie in der Pipe­line haben und die zukünf­tig für eine öko­lo­gi­sche­re und nach­hal­ti­ge­re Welt sor­gen sol­len?
Mehr als genug! Wie immer haben wir uns viel vor­ge­nom­men. Im nächs­ten Jahr haben die Bürger:innen zur Bun­des­tags­wahl die Chan­ce, die poli­ti­schen Wei­chen für die kom­men­den Jah­re zu stel­len. Für uns ist es gera­de dann wich­tig, Öffent­lich­keit und Poli­tik für die Bedeu­tung des Kli­ma- und Umwelt­schut­zes für eine gerech­te und gesun­de Zukunft auf­merk­sam zu machen. Wir beim NABU wis­sen genau, was es braucht, um Natur­schutz gerecht und für alle gewinn­brin­gend umzu­set­zen. Als Umwelt­or­ga­ni­sa­ti­on holen wir im Dia­log mit den Ent­schei­dern in Wirt­schaft und Poli­tik das Bes­te für den Umwelt­schutz raus. Für den Wie­der­auf­bau der Wirt­schaft im Rah­men der Coro­na-Kri­se haben wir bei­spiels­wei­se Kon­junk­tur­for­de­run­gen ent­wi­ckelt, die den Kli­ma- und Umwelt­schutz in den Vor­der­grund stel­len. In den kom­men­den Jah­ren set­zen uns wei­ter für eine natur­freund­li­che Agrar­po­li­tik, die Mobi­li­täts- und Ener­gie­wen­de und für mehr Arten­viel­falt in ganz Euro­pa ein. Die poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me ist dabei für uns genau­so wich­tig, wie unse­re Arbeit vor Ort in den Orts­grup­pen und Kommunen.

Vie­le Berufs­ein­stei­ger suchen nach Mög­lich­kei­ten, um sinn­stif­tend arbei­ten zu kön­nen. Ist ein Enga­ge­ment beim NABU dahin­ge­hend gut geeig­net?
Ich bin immer wie­der begeis­tert, mit wie viel Moti­va­ti­on und Team­geist die Mitarbeiter:innen beim NABU für den Umwelt­schutz arbei­ten. Sich für die gute Sache ein­zu­set­zen ist nicht immer leicht. Vie­le Stim­men reden mit und unter­schied­li­che Bedürf­nis­se pral­len auf­ein­an­der. Gera­de des­halb bin ich stolz dar­auf, dass der NABU es immer wie­der schafft, die­se vie­len Stim­men zusam­men­zu­brin­gen und gute Lösun­gen für alle Betei­lig­ten zu ent­wi­ckeln. Wir beim NABU glau­ben an Demo­kra­tie und an die Macht einer jeden ein­zel­nen Per­son. Für den Umwelt­schutz kön­nen wir alle etwas tun und wir müs­sen es sogar, um die gro­ßen Umwelt­ka­ta­stro­phen unse­rer Zeit – wie der Kli­ma­kri­se und dem Arten­ster­ben – zu bewäl­ti­gen. Der NABU lebt von enga­gier­ten Mitarbeiter:innen die mit viel Herz­blut und tol­len Ideen am gro­ßen gemein­sa­men Ziel arbeiten.

Der NABU ist der ältes­te und mit mehr als 770.000 Mit­glie­dern und För­dern­den der mit­glie­der­stärks­te Umwelt­ver­band in Deutsch­land. Wir enga­gie­ren uns jeden Tag und begin­nen damit vor unse­rer Haus­tür: für Arten­viel­falt und den Schutz intak­ter Lebens­räu­me, für gute Luft, sau­be­res Was­ser, gesun­de Böden und den scho­nen­den Umgang mit unse­ren end­li­chen Ressourcen.

Gegrün­det wur­de die Umweltschutzorganisation1899, damals noch als “Bund für Vogelschutz”.

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