Es ist leider schon fast Normalität und betrifft vorwiegend Gesellschaften, die von schier unbändigem Überkonsum geprägt sind. Die Rede ist hier von Lebensmittelverschwendung. Während in Industrieländern die Menschen im Überfluss leben und Lebensmittel jederzeit verfügbar sein müssen, hungern und leiden weltweit Menschen aufgrund einer unzureichenden Lebensmittelversorgung. Kurzum: Lebensmittel sind unglaublich unfair verteilt! Das Unternehmen SPRK möchte das ändern. Durch die Optimierung der globalen Lebensmittelversorgungsketten, soll diese nun frei von Lebensmittelabfällen werden. Wie das funktioniert und wie die Vision einer besseren (nachhaltigeren) Welt aus der Sicht von SPRK ausschaut erfahrt Ihr in diesem Interview mit Gründer Alexander Piutti.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen dies für Ihr Unternehmen ganz besonders zutrifft?
Wir orientieren uns mit unserem Vorhaben eng an den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, die 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Wir möchten überschüssige und noch bestens genießbare Lebensmittel sinnvoll umverteilen oder weiterverarbeiten. Auf unserer digitalen B2B-Handelsplattform, bringen wir dafür die Teilnehmer der Lebensmittel-Lieferkette und somit Angebot und Nachfrage von Lebensmitteln zusammen. Langfristig ist das Ziel, die Lebensmittelproduktion auf ein ausgewogenes Niveau herunterzufahren und zwar gemeinschaftlich mit allen Akteuren der Lieferkette. Besonderes Augenmerk legen wir auf SDG-Ziel #2 (Kein Hunger), Ziel #12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion), Ziel #13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und Ziel #17 (Partnerschaften). Warum wir das so wichtig finden: Weltweit werden jährlich 2,5 Milliarden Tonnen Lebensmitteln vergeudet, davon 12–20 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Und nicht nur bestens genießbare Lebensmittel landen in der Tonne, sondern damit auch wertvolle Ressourcen wie Wasser, Land sowie Energie (bei Produktion und Transport) werden verschwendet und dadurch enorme Mengen an CO2-Emissionen unnötig verursacht. Faktisch sind die CO2-Emissionen, die im Bereich der Lebensmittelverschwendung anfallen fünfmal so hoch, wie die durch den weltweiten Flugverkehr verursachten Emissionen. Lösen wir das Problem der Lebensmittelverschwendung tragen wir zum Klimaschutz bei und bewegen einen großen Hebel. Bisher konnten wir bereits 400 Tonnen Lebensmitteln ein zweites Leben schenken. Allein im Dezember waren es ca. 150 Tonnen in der Berliner Region, vor allem Obst &
Gemüse.
Wir selbst möchten die Lebensmittelüberschüsse mit SPRK.global langfristig um vier bis fünf Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren.
SPRK CEO Alexander Piutti
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Nicht nur die breite Öffentlichkeit und Kunden, vor allem auch Partner und Arbeitnehmer:innen, möchten zusehends Nachhaltigkeit im Unternehmen und dessen
Produkten integriert sehen. Hinzu kommt die anstehende CSRD-EU-Richtlinie zur Berichterstattung über ökologische, ökonomische und soziale Verantwortung seitens vieler Unternehmen. Diese Richtlinie ist ein enorm großer Schritt in die richtige Richtung, da sie noch mehr Unternehmen und später auch KMU´s in die Pflicht nimmt, aufzuzeigen, wie nachhaltig sie wirtschaften. Aber auch in der Start-up-Welt sieht man einiges an Commitment. Viele junge Gründer:innen richten sowohl ihr Produkt als auch das gesamte Geschäftsmodell nachhaltig aus. Wir selbst möchten die Lebensmittelüberschüsse mit SPRK.global langfristig um vier bis fünf Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, welches für Deutschland eine Reduzierung der Überschüsse, die innerhalb der Lieferkette anfallen, um 50 Prozent bedeutet. Wir wollen nach erfolgreicher Etablierung unserer Aktivitäten zunächst in Deutschland den SPRK Ansatz später auch international skalieren lassen.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei Ihrem Unternehmen miteinander um?
Zum Welt-Verbessern gehört zunächst eine große Portion Energie und Einsatzwille, sowie soziales und gesellschaftliches Engagement, gegenseitige Rücksichtnahme und ein Gefühl für die Wirkung des eigenen und gemeinsamen Handelns. Das lässt sich ganz gut auf die Unternehmenskultur übertragen. Wir pflegen einen gesunden Umgang miteinander und setzen auf ein starkes Teamgefühl, welches sich auch schon durch die gemeinsamen Erfolge, die wir
erreichen nährt. Mit der wachsenden Anzahl an Mitarbeiter:innen, steigt natürlich die Aufmerksamkeit bezüglich individueller Bedürfnisse, die Kolleg:innen am Arbeitsplatz haben, auch unter Einbeziehung der wechselnden Corona Anforderungen an uns als Arbeitgeber. Entsprechend ist das Thema Personalentwicklung ein Fokus, den es genauso fortlaufend zu pflegen gilt, wie beispielsweise externe Partnerschaften.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss? (… und an welchen Stellen erfahren Sie Bestätigung dafür, genau dort zu sein, wo sie sein möchten).
Für mich persönlich ist es sehr wichtig. Ich habe schon mehrere Tech- und Impact-Unternehmen im Laufe der Jahre entweder selber aufgebaut oder aktiv begleitet, darunter Global Venture Partners, Overture (verkauft an Yahoo! für 1,6 Milliarden Dollar), GameGenetics, SirPlus und Rehago. Dabei entwickelte sich mein Interesse an einer sinnstiftenden Tätigkeit und einem nachhaltigen Impact immer mehr. Getrieben vom Wunsch, selbst ein Geschäftsmodell mit nachhaltiger Wirkung zu kreieren, orientierte ich mich 2015 um. Nicht nur das, auch eine Krebs-Fehldiagnose und die Geburt meines ersten Kindes 2015 haben dazu beigetragen mich ganz dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Ich möchte meine Erfahrungen und mein Know-how einsetzen, um eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen, die man nächsten Generationen guten Gewissens überlassen kann. Die Erfolge, die wir mit SPRK.global erzielen, der Zuspruch von Partnern in der Lebensmittel-Lieferkette und, dass jeder unserer Kolleg:innen ein Stück zur Verbesserung der Lebensmittellieferkette beiträgt, ist für mich eine großartige Bestätigung dafür, das Richtige zu tun. Dafür stehe ich jeden Morgen gern auf.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungenauf diesem Weg?
In 5–10 Jahren möchten wir die Lebensmittelüberschüsse, die innerhalb der Lieferkette anfallen, halbiert sehen. Das reduziert die damit einhergehende Ressourcenvergeudung sowie den Ausstoß unnötiger CO2-Emmissionen und trägt zur Erzielung eines gigantischen positiven Klimaimpacts bei. Mit jedem nicht verschwendetem Kilogramm Lebensmittel werden 2,5 Kilogramm an unnötigen CO2-Äquivalenten vermieden. Wir stellen uns eine Welt vor, in der die Verschwendung von Lebensmitteln eine Absurdität ist, in der achtsam mit Ressourcen und Waren umgegangen wird. Lebensmittelverschwendung
sollte für unsere Kinder demnach kein so großes Thema mehr sein, wie es das momentan ist, da sich Unternehmen verpflichtet haben, Lebensmittel und Ressourcen zu schonen, weil Angebot und Nachfrage von Lebensmitteln in Einklang kommen und vorausschauend sowie nachhaltig produziert und konsumiert wird. Das ist unser Zielbild. Die künstliche Intelligenz, die unsere Plattform antreibt, wird sich einer Vielzahl an relevanten Daten zu Nutze machen, dass es unseren Partnern auf der Abnehmerseite ein Leichtes sein wird, sich Waren von unserem Sekundärmarkt zu beschaffen und die Umverteilung maximal effizient von statten geht. Nicht nur die Umverteilung und Weiterverarbeitung, sondern auch die systematische Verteilung an Bedürftige und entsprechende gemeinnützige Organisationen soll zu einem besseren sozialen Miteinander beitragen. Das ist unser Anspruch. Circa 200 der 400 Tonnen unserer Ware bis dato wurden von uns an die Bedürftigenorganisationen im Berliner Umfeld gegeben. Dieser Ansatz ist Teil der SPRK-DNA und soll in Zukunft skalieren.
Alexander Piutti ist ein Impact-orientierter Seriengründer, Angel-Investor und Innovationscoach. Er hat bereits mehrere Technologie- und Impact-Unternehmen mit aufgebaut, darunter Global Venture Partners, Overture (verkauft an Yahoo! für $1,6 Mrd.), GameGenetics, SirPlus, Rehago und zuletzt SPRK.global. Alex ist sowohl in Deutschland als auch in Asien aufgewachsen. Nach seinem Abitur in Hong Kong studierte er Elektrotechnik mit der Fachrichtung Automatisierung an der Fachhochschule Düsseldorf (BA) und International Studies am Lauder Institute der University of Pennsylvania (MA). Seinen MBA absolvierte er an der Wharton School of Business, mit dem Fokus auf “Entrepreneurship”. Eine Krebs-Fehldiagnose 2014 und die Geburt seines ersten Kindes 2015 gaben ihm den Anstoß, sich für eine gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen. Seither engagiert sich Alex mit SPRK.global für die Lösung des weltweit ungelösten Probleme der Lebensmittelverschwendung in der Lieferkette. Sein Ziel: Die Lebensmittellieferkette durch Technologie effizienter machen und damit Ressourcen und Klima zugleich schützen.