Die Energiewende ist in vollem Gange. Elektroautos und nachhaltige Energie sind schon längst kein bloßer Wunschtraum mehr. Bald schon werden wir mit selbst erzeugtem Strom fahren, heizen und all unsere Geräte betreiben können. Kiwigrid möchte diese saubere Energiezukunft verwirklichen. Dafür vernetzt das Unternehmen auf seiner Energy-Service-Plattform KiwiOS alle Bereiche der nachhaltig angetriebenen Energiewelt und entwickelt die Energieprodukte der Zukunft.
„Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch“ − was würden Sie sagen, wie weit ist Deutschland auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Elektromobilitätsindustrie?
Die Energiewende ist in den letzten Monaten rasant vorangeschritten. Auf unseren Straßen fahren bereits zahlreiche Stromer, wir blicken auf immer mehr Dächer mit Solarzellen und die Nachfrage nach flexiblen Ökostrom-Tarifen ist so hoch wie nie. In naher Zukunft werden wir unsere Energie vollständig selbst erzeugen, nutzen und mit anderen teilen. Wir werden mit ihr gleichzeitig unser Haus beleuchten, die Heizung regeln und unser E‑Auto vor der Haustür intelligent laden – meine Familie und ich, wir zählen bereits selbst zu den Nutzer:innen eines E‑Autos.
Deutschland ist auf einem guten Weg und bei Kiwigrid helfen wir, möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Dafür verarbeiten wir auf unserer Energy-Service-Plattform die immensen Datenmengen der nachhaltigen Energiewelt. Wir wollen alle Geräte und Anlagen zahlreicher, unterschiedlicher Hersteller zentral miteinander verbinden und damit eine energieoptimierte, vernetzte Steuerung über alle Sektoren hinweg möglich machen.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen Sie für Ihre Kunden Lösungen erarbeiten, welche die Welt besser machen?
Die bisherige Energiewelt verlief geradlinig und einseitig von einigen großen Kraftwerken zu vielen Haushalten. Das ist mit Erneuerbaren anders. Millionen kleine Anlagen sind dezentral über das Land verstreut und können dort Energie erzeugen, wo sie gebraucht wird. Immer mehr Menschen erzeugen ihre eigene Energie und brauchen dazu Speicher und Energiemanagementsysteme. Gleichzeitig wächst die Elektromobilität und die Industrie wird dekarbonisiert. Um das alles zu koordinieren, müssen diese Geräteklassen miteinander vernetzt werden: Photovoltaik und Batteriespeicher, Ladesäulen und Elektromobilität, Wärmepumpen und Elektrostäbe sowie Stromzähler beziehungsweise das Stromnetz.
Genau das machen wir mithilfe unserer Energy-Service-Plattform KiwiOS. Auf dieser können wir Lösungen für die verschiedenen Herausforderungen aufbauen, die sich aus diesem neuen dezentralen, grünen Energiesystem ergeben. Unsere SaaS-Produkte für die dezentrale Energiewelt laufen auch auf unserer leistungsstarken Plattform und helfen, die komplexen Energieflüsse zu Hause und am Arbeitsplatz zu koordinieren und zu optimieren. Alle unsere Mitarbeiter:innen, von HR über Vertrieb und Marketing bis hin zu unseren Software-Entwickler:innen und Ingenieur:innen, tragen tagtäglich zum Erfolg der Energiewende bei.
Kiwigrid wurde 2011 gegründet. Das in Dresden ansässige Unternehmen beschäftigt 150 Mitarbeiter:innen, die sich für innovative Lösungen im Bereich Erneuerbare Energien einsetzen. Auf der KiwiOS-Plattform werden White-Label-Produkte für führende internationale Energieversorger, Distributoren, OEMs und Automotives entwickelt und betrieben. Diese ermöglichen das Heimenergiemanagement, das intelligente Laden von Elektroautos und Wärmepumpen und die Versorgung mit sauberer, selbsterzeugter Energie sowie die Möglichkeit zur herstellerunabhängigen Anlagenwartung aus der Ferne.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Die Technologien für eine nachhaltige Wirtschaft und einen umweltgerechten Lebensstil gibt es, aber sie müssen jetzt für Industrie und die Menschen anwendbar gemacht werden. Die junge Generation und ihr intensives Engagement machen mir dafür Mut.
Positiv ist auch, dass die EU und immer mehr Länder, Banken und Investor:innen nachhaltige Unternehmen wie Kiwigrid stärker unterstützen, Kriterien für die Nachhaltigkeitsmaßnahmen von Unternehmen einführen und umweltverschmutzende Industrien nicht mehr finanzieren. Das deutsche Konjunkturpaket und den Europäischen Green Deal bewerten wir an dieser Stelle sehr positiv.
Gleichzeitig brauchen wir einen regulatorischen Rahmen, damit Innovationen tatsächlich greifen können. Bürokratische Hürden bei der Genehmigung von Installationen im Bereich erneuerbarer Energien müssen beseitigt werden. Es muss einfacher sein, eine Photovoltaik-Anlage oder Wärmepumpe in Betrieb zu nehmen und es sollte nicht so kompliziert sein, eine Ladesäule zu installieren. Wir arbeiten daran, dass die Energiewende für die Menschen einfach wird und tatsächliche Mehrwerte bietet.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei Kiwigrid miteinander um?
Wir Kiwis sind ein diverses, internationales Team und uns verbindet die Begeisterung für eine nachhaltige, saubere Umwelt. Wir sehen den bzw. die Menschen im Mittelpunkt unseres Wirkens. Unsere Firmenkultur ist offen, wertschätzend und authentisch. Es gibt keinen Dresscode und unsere Zusammenarbeit geschieht auf Augenhöhe innerhalb einer Du-Mentalität. Wir ermöglichen unseren Kolleg:innen nicht nur, ihre Arbeitszeit im Büro und beim mobilen Arbeiten flexibel selbst einzuteilen und ihre Individualität zu leben. Wir planen gemeinsame Sport- und Freizeitaktivitäten und helfen einander, ein gesundes, nachhaltiges Leben in unser aller Alltag zu integrieren – zum Beispiel über verschiedene Kiwis-for-Climate-Aktionen in den Bereichen Ernährung und Mobilität. Bereits 65 Prozent aller unserer Arbeitswege legen wir mit dem Rad zurück. Wir unterstützen das, indem wir unter anderem ein Fahrrad-Leasing anbieten und in unserem Bezirk in Dresden zusammen mit dem ADFC Dresden eine E‑Lastenrad-Verleihstation eingerichtet haben. Wir ermitteln auch mithilfe des Google Datastudios auf unserer KiwiOS.cloud spannende, anonymisierte Daten, um einzusehen, welchen Beitrag unserer Produkte, Kund:innen und Endkund:innen zum Schutz des Klimas leisten.
Dr. Frank Schlichting ist CEO von Kiwigrid. Er ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE).
Frank studierte Angewandte Physik an der TH Darmstadt und der University of California in Berkeley, bevor an der TU Berlin in Ingenieurwissenschaften promovierte. Parallel zum Studium arbeitete er als Softwareentwickler bei DaimlerChrysler InterServices (debis). Seine weiteren beruflichen Stationen führten vom Aufbau der Volkswagen Autostadt über Atmel Semiconductors zum Hightech Start-up Nanotron Technologies. Von 2014 bis 2020 übernahm Frank die Geschäftsführung und Entwicklungsleitung bei Solare Datensysteme im Bereich Erneuerbare Energien, mit Schwerpunkt Produktentwicklung und Internationalisierung. Parallel steuerte er die Unternehmenstransformation im Zuge des M&A‑Prozesses zum Schweizer Energieversorger BKW AG, wo er zusätzlich auch als Geschäftsführer für die SDS Entwicklung GmbH Berlin (jetzt Proxima Solutions) im Bereich Windenergie verantwortlich zeichnete. Frank lebt in Berlin, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Privat spielt er begeistert E‑Gitarre, erkundet gern andere Länder und schätzt die englische Sprache.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss und an welchen Stellen erfahren Sie Bestätigung dafür, genau dort zu sein, wo sie sein möchten?
Der Sinn in dem, was wir tun, ist einer der größten Motivatoren überhaupt. Wir verbringen einen großen Teil des Tages, ja unseres Lebens, im Beruf und sehnen uns nach gestalterischen, kreativen, schaffenden Aufgaben. Es ist letztlich eine Frage der eigenen Werte. Decken sich diese mit den beruflichen Tätigkeiten, so trägt dies wesentlich zur eigenen Zufriedenheit bei. Sinnstiftende Arbeit macht glücklich. Der Lohn dafür ist Engagement, Identifikation mit und Treue zum Unternehmen.
Wir bei Kiwigrid haben das große Glück, an einem der wichtigsten Themen der Gesellschaft aktiv mitwirken zu dürfen: dem sorgsamen, nachhaltigen Einsatz unserer Ressourcen. Neben Gesundheit und Ernährung ist gerade für mich als Physiker die Energie eine der drei fundamentalen Säulen unseres Daseins. Ein viertes, verbindendes Element darf hierbei nicht unerwähnt bleiben: Die Kommunikation. Unser Wirken erstreckt sich nun genau auf den Einsatz intelligenter Kommunikationswege zur Optimierung energetischer Prozesse. Für mich in jeder Hinsicht eine lohnende, sinnstiftende Aufgabe, die uns Bestätigung gibt, das Richtige zu tun.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Bis 2030 wird das Energie-Ökosystem fast im Gleichgewicht mit Natur und Gesellschaft funktionieren. Das Nuklear‑, Kohle- und Ölzeitalter wird nahezu vorbei sein und erneuerbare Energien werden weltweit auf dem Vormarsch sein. Es wird immer mehr Arbeitsplätze in zukunftsorientierten Bereichen geben.
Die Herausforderungen bestehen momentan nicht nur bei der Finanzierung zukunftsorientierter Technologien, sondern auch in der Politik. Die richtige politische Weichenstellung unterstützt Innovationen, die es möglich machen, unsere Umwelt zu schützen. Die junge Generation ist sich der Klimakrise bewusst. Wir brauchen den Druck, den sie auf Politik und Gesellschaft ausübt.
Damit junge Menschen wissen, wie sie ihr Talent, ihre Bildung und ihre Tatkraft nutzen können, um die Energiewende selbst voranzutreiben und zu beschleunigen, müssen die Perspektiven für eine nachhaltige Karriere schon in der Schulzeit aufgezeigt werden.