IKEA ist nicht nur ein multinationaler Einrichtungskonzern, sondern auch ein sinnstiftender Arbeitgeber. Denn nicht nur für seine eigenen Mitarbeiter:innen hat das Einrichtungsunternehmen einen positiven Impact, sondern auch für die Gesellschaft – und das auch in Entwicklungsländern. Mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt der Einrichtungskonzern ein genaues Ziel: ausschließlich erneuerbare und recycelte Produkte bis zum Jahr 2030 herzustellen. Dennis Balslev CEO und CSO von IKEA lässt uns hinter die Kulissen blicken und klärt auf, wie der Möbelkonzern seine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt und wie Entwicklungsländer gezielt unterstützt werden.
Herr Balslev, wie arbeitet IKEA am Gemeinwohl aller mit und wie können Unternehmen dabei Verantwortung übernehmen?
IKEA ist ein humanistisches, werteorientiertes Unternehmen. Wir stehen für Chancengleichheit aller – unabhängig von ihrem Hintergrund. Außerdem arbeiten wir aktiv darauf hin, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich alle miteinbezogen fühlen und in der alle die gleichen Möglichkeiten haben. Wir helfen jenen, die in unserer Gesellschaft am meisten gefährdet sind. Unser Ziel ist es, zu einer positiven Veränderung in der Gesellschaft beizutragen. Wir sind davon überzeugt, dass wir gerade in diesen besonderen Zeiten einen positiven Beitrag leisten können, der unsere Werte und unsere miteinbeziehende Kultur widerspiegelt.
Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für IKEA heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Mensch und Umwelt zu achten, ist bei IKEA keine zusätzliche Aufgabe, sondern Voraussetzung dafür, ein erfolgreiches Unternehmen zu sein.
Unter dem Titel „People & Planet Positive“ haben wir 2012 eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie eingeführt. Damit möchten wir den Menschen einen besseren Alltag und ein nachhaltigeres Leben zu Hause ermöglichen, mehr Transparenz und Fairness in der Lieferkette schaffen und energie- und rohstoffunabhängig werden.
Seitdem haben wir beachtliche Fortschritte gemacht. Die aktualisierte IKEA „People & Planet Positive“-Strategie beschreibt die Nachhaltigkeitspläne und ‑ziele aller Unternehmen der Marke IKEA und unserer Wertschöpfungskette. Unsere Nachhaltigkeitsziele und unser Engagement sind übereinstimmend mit den UN Sustainable Development Goals bis 2030 festgelegt.
Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Was sich für mich persönlich ganz klar geändert hat: Wir spüren deutlicher denn je die Auswirkungen des Klimawandels; Gesellschaft und Politik haben das Problem erkannt. Wir sind uns bewusst, dass wir alle eine Verantwortung tragen. Viele Menschen, gerade die junge Generation, fordern das Einsparen von Energien und den Übergang zu erneuerbaren Energien.
Das ist ein wichtiges Feld, um die Klimaziele zu erreichen. Darüber hinaus geht es auch darum, Ressourcen einzusparen beziehungsweise wiederzuverwenden. Rohstoffe sind sehr kostbar und wir sollten alles dafür tun, dass wir sie so oft wie möglich wiederverwerten können.
Dennis Balslev, seit über 40 Jahren bei IKEA, verantwortet als CEO und CSO das Deutschlandgeschäft des internationalen Einrichtungskonzerns. Der gebürtige Däne startete seine Karriere im Einrichtungshaus, arbeitete lange Jahre u.a. als Store Manager in Dänemark, Schweden und den Niederlanden, bevor er einige Jahre bei Inter IKEA Systems als Manager auf Franchisegeber-Seite und damit dicht am Konzept tätig war. Später leitete er als CEO die Landesorganisation in Dänemark, bevor er 2018 nach Deutschland wechselte. Seit 2019 hat er auch die Rolle des Chief Sustainable Officers (CSO) inne. Ein nachhaltiger Lebensstil ist ihm auch im privaten Bereich wichtig – angefangen vom bedachten Einkauf von Lebensmitteln bis hin zur Mobilität. Zuhause in Dänemark ist er mit seiner Familie meist mit dem Fahrrad unterwegs und lässt das Auto so oft wie möglich stehen.
Können Sie den Lesern konkrete Beispiele dafür nennen, an welchen Stellen IKEA Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder in anderen Lebenslagen unterstützt oder wie ihr dazu beitragt das Ökosystem zu entlasten?
Wir wollen einen positiven Einfluss auf die Menschen und den Planeten haben, indem wir nachhaltig produzierte Produkte vielen Menschen zugänglich machen und in der Produktion auf neue Konzepte, Materialien und Technologien setzen. Wir helfen den Menschen, ein nachhaltigeres Leben zu Hause zu führen – mit Produkten, die Wasser und Energie sparen, Lebensmittel haltbar machen und Abfall vermeiden.
Gleichzeitig bemühen wir uns, die Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeitenden sowie die vielen Menschen, die an der Entstehung der IKEA Produkte beteiligt sind, zu verbessern. Indem wir in der gesamten Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen, helfen wir dabei, das Leben der Menschen und der Gesellschaft zu verbessern. Für 2030 haben wir uns eine Reihe von Selbstverpflichtungen auferlegt. So werden wir bis dahin alle IKEA Produkte nach neuen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entwickeln mit dem Ziel, nur erneuerbare und recycelte Materialien zu verwenden. Wir werden neue Services anbiete, damit unsere Kunden die Produkte einfacher nach Hause bringen, instandhalten und weitergeben können. Gleichzeitig erhöhen wir den Anteil an pflanzlichen Gerichten im IKEA Food-Angebot, wie zum Beispiel dem vegetarischen Hotdog oder auch dem PLANT BULLAR, eine vegane Alternative zu unseren berühmten KÖTTBULLAR.
Welche Produkte, Kollektionen oder Initiativen können Sie uns vorstellen, die jetzt und auch zukünftig einen wertvollen ökologischen, technologischen oder gesellschaftlichen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und Allgemeinwohl leisten können?
Mit den Produkten, die wir entwickeln, wollen wir den Alltag der vielen Menschen besser und ein wenig leichter machen. Gutes Design muss dabei nicht teuer oder exklusiv sein, sondern auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel erschwinglich sein. Das ist die Idee von IKEA, die wir demokratisches Design nennen – eine Idee, die eine lange Tradition in Schweden hat. Danach erfüllen alle unsere Produkte folgende Kriterien: gutes Design, überzeugende Funktionalität, eine hohe Qualität, Nachhaltigkeit und günstiger Preis. Nachhaltigkeit spielt also hier auch eine große Rolle.
Bei der Produktentwicklung überlegen wir auch, welche Ressourcen und Materialien ohnehin schon vorhanden sind oder sogar einen sinnvollen Einsatz bräuchten, da sie andernfalls umweltschädlich entsorgt werden müssten. Beispiel FÖRÄNDRING (schwedisch für Veränderung): Das ist eine Produktserie für bessere Luft in Indien, die wir gerade herausbringen. Zum Hintergrund: Allein in Nordindien werden jedes Jahr 39 Millionen Tonnen Reisstroh verbrannt. Wir verwandeln diesen Reisstroh – einen Reisernterückstand, der traditionell verbrannt wird und drastisch zur Luftverschmutzung beiträgt – in eine neue, erneuerbare Materialquelle für Produkte wie Teppiche oder Tischsets, die allesamt handgefertigt sind.
Ein weiteres Beispiel ist unsere OMTÄNKSAM Kollektion. OMTÄNKSAM bedeutet „fürsorglich“ – hier geht es um eine Produktreihe kleiner und großer Helfer, die den Alltag vieler Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen ein Stückchen besser macht. Sie sind formschön, smart und funktional. Hier haben sich unsere Produktdesigner im schwedischen Älmhult auf Ergonomie konzentriert hat. So bewirkt der abgeschrägte Winkel des OMTÄNKSAM Hockers, dass die Blutzirkulation nicht behindert wird, wenn man die Füße hochlegt. Dank Rückenlehne, Lendenwirbelstütze und einer verstellbaren Nackenstütze ist der Sessel auch nach vielen Stunden noch bequem. Zusätzlich erleichtern die aufrechte Position der Rückenlehne und die hohen Armlehnen sowohl das Hinsetzen als auch das Aufstehen.
Darüber hinaus bringen wir jährlich Kollektionen in Zusammenarbeit mit Sozialunternehmen heraus, beispielsweise in Jordanien, Indonesien oder Indien. Seit 2012 baut IKEA diese Partnerschaften mit lokalen Sozialunternehmen in der ganzen Welt auf. In Indien fördert IKEA mithilfe von lokalen Sozialunternehmen Kunsthandwerkerinnen. Den Frauen wird auf diese Weise ermöglicht, eigenständiger zu werden und so den Armutskreislauf zu durchbrechen. Der Gewinn aus dem Verkauf der Serien fließt vollständig in die langfristigen Partnerschaften zwischen IKEA und sozialen Unternehmen auf der ganzen Welt.
Für Berufseinsteiger:innen ist eine ganz zentrale Frage, wie sinnstiftend sie in ihrem Beruf arbeiten können. Welche Vision von Zukunft können Sie für Hochschulabsolvent:innen entwerfen, die Sie dabei begleiten möchten?
Unsere Vision ist es, den vielen Menschen einen besseren Alltag zu schaffen.
Durch unsere Größe und Reichweite haben wir die Möglichkeit, mehr als eine Milliarde Menschen zu erreichen, sie dazu zu inspirieren und darin zu unterstützen, innerhalb der Möglichkeiten unseres Planeten ein besseres Leben zu führen.
Das schwedische Einrichtungshaus dürfte vielen bekannt sein. 1974 wurde das erste Möbelhaus auch in Deutschland, in Eching bei München eröffnet. Inzwischen gibt es deutschlandweit 54 IKEA-Standorte.
“Gemeinsam mit rund 19.850 Mitarbeitenden in Deutschland arbeiten wir an der Umsetzung der IKEA Vision: „Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffen.“ Wir bieten formschöne, funktionsgerechte und qualitativ hochwertige Einrichtungsgegenstände zu Preisen an, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können.”
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Es begeistert und inspiriert mich, dass ich als CEO gleichzeitig auch die Funktion des Chief Sustainability Officers innehabe. Ich habe so mehr Verantwortung dafür, dass wir unser Ziel erreichen, bis 2030 komplett auf Kreislaufwirtschaft umgestellt zu haben. IKEA möchte weltweit klimapositiv sein, das heißt mehr Treibhausgase reduzieren als in unserer Wertschöpfungskette ausgestoßen werden. Wichtig ist, dass wir unsere Entscheidungen danach auszurichten und gleichzeitig möglichst viele Menschen für diese spannende Reise begeistern.
Wie sieht die Unternehmenskultur bei IKEA aus?
Unsere gemeinsamen Werte und unsere starke Kultur machen IKEA einzigartig – sowohl als Arbeitsplatz als auch als Marke. In jeder einzelnen IKEA Einheit auf der ganzen Welt leben IKEA Mitarbeitende alle die gleichen Unternehmenswerte.
Gemeinschaft, auf Schwedisch „Tillsammans“, ist das Herz unserer Wertekultur und hat sich gerade in der aktuellen Situation als starke Basis erwiesen. Jede und jeder ist wichtig, wird gehört und leistet einen Beitrag. Wir beziehen andere ein, wir kümmern uns, zeigen Anerkennung und Vertrauen füreinander, gepaart mit Bescheidenheit, und Ehrlichkeit sowie in gegenseitigem Respekt.
Auch Nachhaltigkeit haben wir fest in unseren Werten verankert, dort heißt es: „Wir kümmern uns um die Menschen und unseren Planeten.“ Unsere Arbeit und unsere Produkte haben Auswirkungen auf unseren Planeten. Manchmal sind wir ein Teil des Problems. Aber wir haben beschlossen, Teil der Lösung zu sein. Lösungen finden wir oft in unseren eigenen Werten: indem wir uns um Menschen kümmern, im Bestreben, Abfall zu vermeiden, und in unserem Wunsch, mehr aus weniger zu machen. Wir alle können mit großen und kleinen Verbesserungen dazu beitragen.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Ich hoffe sehr, dass wir bis dahin unsere Wirtschaftsweise komplett auf erneuerbare Energien umgestellt haben. Ebenso bin ich zuversichtlich, dass wir einen weiteren großen Schritt dafür getan haben, unsere eingesetzten Materialien immer weiter nutzen zu können.
Wir haben in diesem Jahr viel darüber gelernt, wie wir unseren Alltag, unsere Gewohnheiten und unser Einkaufsverhalten digitaler gestalten. Das wird bleiben. Vielleicht werden wir es in zehn Jahren geschafft haben, die digitalen Möglichkeiten so auszugestalten, dass sie sowohl der Gesellschaft als auch der Umwelt dienen: Services werden immer praktischer und nutzerfreundlicher, der Besitz wird bei manchen Produkten in den Hintergrund geraten.
Außerdem bietet die Digitalisierung noch mehr Möglichkeiten für größtmögliche Transparenz in der Lieferkette – sowohl was den Einsatz der Ressourcen angeht, als auch die Möglichkeit für eine spätere Weiternutzung oder Recycling.
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