Professor Dr. Herwig Buchholz, Head of Group Corporate Sustainability bei Merck, möchte sich nicht darauf ausruhen, was das Wissenschafts- und Technologieunternehmen in Hinblick auf Nachhaltigkeit bisher erreicht hat. Den Erfolg einer nachhaltigen Zukunft sieht Herr Prof. Dr. Buchholz in wissenschaftlichen Problemlösungen und verantwortungsvollem Unternehmertum.
Welche Verantwortung für das Gemeinwohl tragen Unternehmen heute?
Wir alle sehen die großen Veränderungen im sozialen, ökologischen und ökonomischen Umfeld. Das betrifft nicht nur uns in Deutschland, sondern unseren Planeten, auf dem wir gemeinsam leben. Diese Herausforderungen müssen und können wir nur gemeinsam angehen. Als Wissenschafts- und Technologieunternehmen übernimmt Merck die Verantwortung, Antworten auf die dringendsten Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Für uns ist dabei klar: Nachhaltiges Unternehmertum und profitables Wachstum schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern bedingen einander.
Deshalb haben wir bei Merck Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in unserer Unternehmensstrategie verankert – und uns ambitionierte Ziele gesetzt: Im Jahr 2030 wollen wir durch nachhaltige Wissenschaft und Technologie Fortschritt für mehr als eine Milliarde Menschen ermöglichen und Nachhaltigkeit in allen unseren Wertschöpfungsketten verankern. Wir wollen unseren Ressourcenverbrauch deutlich senken und unsere Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren. Außerdem ist es ist unser Ziel, ab 2040 klimaneutral zu wirtschaften.
Herr Buchholz, Merck wurde von den von uns befragten Experten zu den Unternehmen gewählt, die helfen, die Welt ein Stück besser zu machen. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wirtschaften für Ihr Haus heute und welchen Weg sind Sie dafür gegangen?
Merck ist seit mehr als 350 Jahren und über viele Generationen hinweg von starken Werten geleitet. Auch Werte, die nachhaltiges Handeln unterstützen, wie Verantwortung, Respekt und Integrität haben seit jeher einen hohen Stellenwert – über alle Geschäftsbereiche hinweg. Die Gründerfamilie ist bis heute Mehrheitseigentümer unseres börsennotierten Konzerns. Das bedingt eine besondere Unternehmenskultur, die langfristiges Denken und Handeln fördert.
Dass wir bei der Nachhaltigkeit auf dem richtigen Weg sind, bekommen wir immer wieder durch externe Bewertungen bestätigt. Beispielsweise vom Wall Street Journal, wo wir unter den weltweit am nachhaltigsten geführten Unternehmen auf dem 4. Platz sind. Natürlich sind wir stolz auf so etwas. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns auf diesen Erfolgen ausruhen. Wir wollten ganz genau wissen, wo wir hier stehen, und haben deswegen die Methode Sustainable Business Value entwickelt. Mit ihr bewerten wir anhand von sieben Dimension entlang unserer gesamten Wertschöpfungsketten den Einfluss unserer Geschäfte und Technologien auf die Gesellschaft. Die Daten helfen uns, unsere Geschäfte noch nachhaltiger und zukunftsfähig auszurichten.
Merck, ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, ist in den Bereichen Healthcare, Life Science und Electronics tätig. Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte – Merck ist überall.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfinden Sie persönlich, wie gut wir unterwegs sind zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Das Klima und die Umwelt zu schützen und verantwortungsvoll mit natürlichen Ressourcen umzugehen, ist eine Aufgabe für uns alle. Für mich geht es dabei auch um die Gerechtigkeitsfrage: Welche Welt wollen wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen? Klar ist, dass Klimaschutz und Ressourcenknappheit zentrale gesellschaftliche Herausforderungen sind, die wir nur gemeinsam meistern können. Und aktuell zeigt uns die Corona-Pandemie sehr deutlich, wie wichtig es bei globalen Fragen ist, dass Forschung, Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen. Diese Chance sollten wir nutzen!
Für Berufseinsteiger ist die Frage, wie sinnstiftend sie in ihrem Beruf arbeiten können, eine ganz zentrale. Welche Vision von Zukunft können Sie für diejenigen (Hochschulabsolventen) entwerfen, die Sie dabei begleiten möchten?
Wir haben bei Merck einen klaren Anspruch an uns selbst: Unsere Produkte und Technologien sollen das Leben von Menschen verbessern. Wir halten weltweit nach wegweisenden Entwicklungen und Trends Ausschau und achten darauf, die Umwelt und wertvolle Ressourcen zu schonen. Nicht zuletzt unterstützen wir unsere Kunden dabei, die Nachhaltigkeitsbilanz ihrer eigenen Produkte zu verbessern. So machen wir täglich im Leben von Millionen von Menschen einen entscheidenden Unterschied: Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte.
Wissenschaftliche Neugier und verantwortungsvolles Unternehmertum haben Merck über Jahrhunderte hinweg stark gemacht und sind das Fundament einer nachhaltigen Zukunft. Wir möchten mit unseren Geschäften und auch darüber hinaus einen klar erkennbaren Mehrwert schaffen. Die Corona-Pandemie zeigt, wie wir unsere Stärken einsetzen können. Wir bei Merck leisten unseren Beitrag im Kampf der Wissenschaft gegen das Virus: So unterstützen wir beispielsweise weltweit über 50 Impfstoffprojekte, 35 Lösungen für die Testung auf Covid-19 sowie die Entwicklung von mehr als 20 Therapieoptionen.
Prof. Dr. Herwig Buchholz ist Head of Group Corporate Sustainability bei Merck und verantwortet unter anderem die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
1996 stieg er bei Merck in der Geschäftsentwicklung Specialty Chemicals ein und leitete später den Bereich Forschung und Entwicklung des Life-Science-Geschäfts und im Pigment- und Kosmetikgeschäft.
Zudem begleitete er erfolgreich den Weg der OLED-Technologie.
Darüber hinaus engagiert sich Buchholz ehrenamtlich in mehreren akademischen und gemeinnützigen Einrichtungen in den USA und Deutschland.
Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Ich bin fest davon überzeugt: Nur wenn die eigene Arbeit Sinn macht und mit den persönlichen Werten übereinstimmt, können wir unsere Kreativität und Schaffenskraft in vollem Umfang entfalten. Für mich bedeutet das, dass wir die Wissenschaft für das Richtige einsetzen müssen: mit Verantwortung und zum Wohle der Menschheit. Ich habe von der Gesellschaft stark profitiert – da möchte und kann ich etwas zurückgeben. Als Wissenschaftler in dem Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck habe ich die Möglichkeit dazu. Für mich war das ein wichtiger Grund, weswegen ich mich für dieses Unternehmen entschieden habe. Und noch etwas anderes ist mir wichtig: Ich habe lange an der Uni geforscht und gelehrt. Auch das ist für mich auch eine Form von Nachhaltigkeit: Wissen an die nächste Generation weitergeben – damit sich Fehler nicht wiederholen und die Gesellschaft kontinuierlich lernt.
In der Eingrenzung des Themas „Arbeitgeber, die helfen, die Welt besser zu machen“ haben wir den Befragten auch die Unternehmenskultur als ein Instrument genannt, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man in Ihrem Unternehmen miteinander um?
Wir setzen uns bei Merck für eine inklusive Kultur ein, in der jeder Einzelne sein Potenzial voll entfalten und individuelle Perspektiven einbringen kann. Wir sind überzeugt, dass sich die Vielfalt unserer Belegschaft und unsere offene, internationale Unternehmenskultur positiv auf den Geschäftserfolg und die Innovationskraft unseres Unternehmens auswirken.
Unsere Entwicklung zu einem globalen Wissenschafts- und Technologieunternehmen wäre nicht möglich gewesen ohne die Leidenschaft, Kreativität und Neugier unserer Mitarbeiter, und wir sind uns sicher, dass unsere aktuellen und zukünftigen Mitarbeiter die Garanten für unseren wirtschaftlichen Erfolg sind. Sie schaffen Innovationen für Patienten und Kunden und sichern unsere Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb ist uns die Entwicklung all unserer Mitarbeiter ein so wichtiges Anliegen. Kurzum, wir arbeiten daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen entwickeln und ihr Potenzial voll entfalten können.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
Mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat die Weltgemeinschaft definiert, wie Frieden und Wohlstand für alle erreicht werden und unser Planet geschützt werden kann. Wenn die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung in 10 Jahren erreicht wären, dann wären die größten Herausforderungen der Menschheit bewältigt. Wir wissen, dass wir diese großen Herausforderungen nur gemeinsam angehen können. Aber: Erreichen werden wir diese Ziele nur, wenn alle Beteiligten gemeinsam daran arbeiten.