Schmuck aus Abfallprodukten? Das klingt erstmal bizarr. Doch im Sinne der Nachhaltigkeit produziert BRUNA The Label seine Halsketten, Ringe und Armbänder ausschließlich aus recycelten Materialien. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Gründerin Helena Milchrahm erzählt, wie es zu der Idee kam und welchen Herausforderungen sich BRUNA auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft stellen muss.
Auf eurer Website ist zu lesen, dass ihr die Welt mit eurem Schmuck ein Stück besser machen möchtet. Was steckt dahinter?
Zu der Idee von BRUNA kam es während der gemeinsamen Weltreise, die mein Freund und Co-Gründer Simon und ich nach unserem Studium antraten. Auf unserem letzten Stopp Tahiti, einer kleinen Südseeinsel in Französisch-Polynesien, entdeckten wir ganz zufällig auf einem Markt in der Hauptstadt Papeete ein paar Frauen, die aus kleinen, unförmigen Perlen, auch Keshiperlen genannt, Schmuckstücke kreierten. Dort erfuhren wir, dass diese Perlen normalerweise aussortiert und sogar oftmals wieder zurück ins Meer geschmissen werden, weil sie zu klein oder zu unförmig sind und einfach nicht der angestrebten perfekten Norm entsprechen. Der Gedanke, dass aus einem „Abfallprodukt“, also aus diesen imperfekten Perlen, etwas so Wunderschönes und Einzigartiges entstehen kann, gefiel uns so gut und BRUNA war geboren.
Als eines von nur wenigen Schmuckunternehmen weltweit arbeiten wir ausschließlich mit recyceltem Gold und Silber, das aus konfliktfreiem Altgold und Altsilber geschmolzen wird, zertifiziert von TÜV Rheinland. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit aber nicht nur die Verwendung von recycelten Materialien und nachhaltige, ethische Herstellung der Produkte in der gesamten Lieferkette, sondern auch einen nachhaltigen Umgang mit Emissionen und Abfällen, die Vermeidung von Konfliktedelsteinen, nachhaltige Verpackungen sowie Vermeidung von Einwegplastik und vieles mehr.
Was genau — außer der Zertifizierung “klimaneutral” unterscheidet euch von vielen anderen Schmucklabels?
Es hat mich sehr gestört, dass es in der in der Schmuckindustrie keine nachhaltigen und leistbaren Echtschmuck-Alternativen gab, die gleichzeitig schön und ansprechend waren. Die fehlende Transparenz war ein weiterer Punkt, den ich verändern wollte. Man muss wissen, dass die Branche von zwei Extremen geprägt ist. Günstiger Mode- und Billigschmuck, meist hergestellt in China, der nach wenigem Tragen kaputt geht und billigst in Massen produziert wird, sowie überteuerte Luxusschmuckstücke der Nobelmarken auf der anderen Seite, die ich mir als Otto- Normalverbraucherin nicht leisten konnte (und wollte). Es war von Anfang an unser Ziel, diese Lücke zu schließen und eine nachhaltige und sehr hochqualitative Alternative mit Stil zu schaffen.
Helena Milchrahm ist Co-Founder und Creative Director von BRUNA. Nach Abschluss ihres Masterstudiums im Bereich International/Global Studies an der Universität Graz ging Helena Milchrahm zusammen mit ihrem Co-Gründer und Freund Simon Rupp auf Weltreise, wo die Idee für das gemeinsame Schmucklabel geboren wurde. Daraufhin gründeten Helena Milchrahm und Simon Rupp nach der Rückkehr BRUNA im Jahr 2019. Als eines der wenigen Schmucklabels hat es BRUNA innerhalb kürzester Zeit geschafft international Bekanntheit zu erlangen und wird von den bekanntesten Persönlichkeiten, IT-Girls und Hollywood-Stars geliebt und getragen.
Auf 100toparbeitgeber.de werden Unternehmen gezeigt, deren Produkte oder Dienstleistungen Menschen in ihrer Gesundheit, ihrer Bildung oder anderen Lebensbereichen wirksam unterstützen oder die dazu beitragen, dass das Ökosystem entlastet wird. Welchen technologischen, vertrieblichen oder wettbewerblichen Herausforderungen begegnet ihr auf eurem Weg?
Ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen funktioniert nicht über Nacht und ist ein sich ständig weiter entwickelnder Prozess. Herausforderungen stellen sich uns nicht nur in der Zusammenarbeit mit unseren Manufakturen, sondern auch täglich in der Logistik und am Ende auch bei unseren Kund:innen. In einer Welt von großen Marktplätzen wie Zalando und Amazon, die mit kostenlosen Retouren werben und den Massenkonsum dadurch immer weiter anfeuern, möchten wir als kleines, ethisches Unternehmen unsere Kund:innen zu bewusstem Konsum animieren. Unzählige Produkte zu bestellen, um sie dann wieder zurückzusenden, ist zum Beispiel etwas, was wir seit Beginn an aus Liebe zur Umwelt und Ressourcenschonung nicht befürworten und auch nicht unterstützen.
Durch die Klimadiskussion kann sich kaum ein Unternehmen noch erlauben, sich nicht mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen. Was empfindet ihr persönlich: Sind wir auf einem guten Weg zu einer Welt, die behutsamer mit dem Leben und den Ressourcen auf dem Planeten umgeht?
Weltpolitisch gesehen, denke ich, dass immer noch viel zu wenig gemacht wird. Schockierend ist für mich, dass eigentlich seit 1970 wissenschaftlich bekannt ist, dass die Klimaerwärmung und ‑veränderung „man-made“ ist und dennoch seither seitens der großen Industriestaaten weder von Kohle noch Erdöl et cetera abgewichen wird. Der Lobbyismus und die Gier der großen Konzerne hat uns schlussendlich in diese Situation gebracht, in der wir uns nun befinden. Die Politik ist leider zu langsam und reagiert nicht vorausschauend, sondern handelt seit Jahren reaktiv. Ich bin der Meinung, dass Bewegungen wie Fridays for Future enorm wichtig sind, um zumindest noch die letzten intakten Ökosysteme zu retten und unser Konsumverhalten zu überdenken und aktiv zu verändern.
BRUNA ist ein 2019 gegründetes österreichisches Schmucklabel & E‑Commerce-Start-Up, das sich auf nachhaltig hergestellten Echtschmuck spezialisiert hat. Neben 100 % recyceltem 18k Gold und 925 Sterling Silber werden die verschiedensten Perlen & Edelsteine von Kunsthandwerkern in kleinen Familienbetrieben in Italien & Thailand verarbeitet. BRUNA ist zertifiziert klimaneutral & spendet 1 % des gesamten Jahresumsatzes.
Auch die Unternehmenskultur ist ein Instrument, über das die Gesellschaft positiv beeinflusst werden kann. Wie geht man bei BRUNA The Label miteinander um?
Bei BRUNA bauen wir in allen Bereichen auf die Überzeugung von Nachhaltigkeit und Fairness, auch in unserer Unternehmenskultur. Wir haben klare Werte, die uns als Team stärken und die wir nachhaltig und authentisch umsetzen, um unsere Mission voranzutreiben und echte, nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Dafür ziehen wir alle an einem Strang. Wir sind wissbegierig, hinterfragen und challengen den Status Quo täglich in allen Bereichen, um uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und Neues zu schaffen. Dabei legen wir großen Wert auf eine offene und aktive Feedback-Kultur, denn nur so können wir stetig wachsen. Gemeinsam wollen wir viel erreichen und miteinander wachsen, denn wir glauben daran, zusammen etwas Großes bewirken zu können.
Wie wichtig ist es für euch persönlich, dass Arbeit sinnstiftend sein muss?
Für uns als Unternehmen ist die Sinnfrage, oder wie wir es auch nennen, der „Purpose“ enorm wichtig. Ich sehe mich selbst als Purpose-driven Entrepreneur – denn ich hinterfrage jede meiner Entscheidungen hinsichtlich unserer inneren Werte (Core Values). Wir möchten unseren Kund:innen eine holistische, nachhaltige Alternative bieten – eine, die sie mit gutem Gewissen tragen können. Als Unternehmen sehen wir es schon seit unserer Geburtsstunde als Aufgabe, auch zurückzugeben.
Wie sollte die Welt in 10 Jahren aussehen und was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?
In 10 Jahren sollten wir als Menschheit nun endlich gelernt haben, dass wir alle unseren Beitrag zum Erhalt eines gesunden Planeten, unseres Lebensraums, leisten müssen. Jede:r hat Verantwortung zu tragen und sollte sich dieser auch bewusst sein. Die Politik muss die dafür notwendigen Regelwerke schaffen. Große Herausforderungen wird es viele geben, einige davon werden sicherlich die Klimakrise, Hungersnöte und faire Umverteilung betreffen, aber ich glaube, auch soziale Themen, die mit der Digitalisierung einhergehen und von denen wir jetzt noch nichts ahnen, werden uns vor Herausforderungen stellen.